SWR3 Gedanken

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Anfang des Jahres ging das Bild um die Welt. Ein Mann trägt einen altmodischen, abgewetzten roten Koffer. Der Reißverschluss ist fast ganz zugezogen. Fast. Ein kleines Stückchen steht er offen. Und gibt den Blick frei auf einen kleinen Jungen. Eingewickelt in einen zu großen, himmelblauen Pullover. Die Ärmchen von sich gestreckt. Die Wangen sind rot vor Erschöpfung. Er schläft. Und obwohl er offenbar über Stock und Stein getragen wird, hektisch, in Eile, auf der Flucht: Er schläft. Tief und fest.

Das Foto entstand in der Nähe der syrischen Stadt Ghuta, tausende Menschen waren damals auf der Flucht vor Krieg und Gewalt und Not. So wie auch heute noch. So wie auch schon vor 2000 Jahren. Und immer wieder durch alle Zeiten. Und immer sind es vor allem die Kinder, die leiden. Die Unfassbares erleben und aushalten müssen. Und es sind besonders Bilder dieser Kinder, die deutlich machen, wie grausam diese Welt sein kann.

„Das Geheimnis an Weihnachten besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden.“ Es ist nicht bekannt, wer das gesagt hat. Aber ich finde, genau so ist es. – An Weihnachten kommt Gott zu den Menschen. Auf die Erde. Er wird geboren als Kind. In einer Krippe. Zart und verletzlich. Und er schläft. Trotz all der außergewöhnlichen Umstände, in die er hinein geboren wurde. Er schläft. Tief und fest. Dieses Bild geht auch immer wieder um die Welt. Geht jetzt um die Welt. Und ich glaube daran, dass Gott sich in diesem Kind, in allen Kindern zeigt. Und damit nicht nur an Weihnachten unser Augenmerk auf das Kleine, manchmal Unscheinbare, lenkt. Auf die Kinder. Und es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen, damit ihnen nichts Schlimmes wiederfährt. ... Das ist das Geheimnis an Weihnachten.

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