SWR4 Abendgedanken

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Was wäre die Advents- und Weihnachtszeit ohne Plätzchen, Brötle oder Gutsle? Ob es nun leckere Zimtsterne sind, Basler Brünsli oder Springerle, das ist egal. Gerade bei uns im Südwesten ist die Vielfalt groß und jede Region hat ihre eigene Spezialität. Das Backen ist und bleibt eine eigene Kunst – die Rezepte sind oft ein Familiengeheimnis, die über Generationen weitergegeben werden. Mir gefällt das, weil es zeigt, dass die Advents- und Weihnachtszeit in vielen Familien immer noch einen besonderen Platz hat.

Ich finde: Selbstgebackenes hat einen ganz anderen Wert als die Produkte aus dem Supermarkt. Vor allen Dingen dann, wenn es in der heimischen Küche ans Backen geht. Irgendwann durchzieht ein ganz besonderer Duft die Wohnung und lockt kleine wie große Schleckermäuler aus den Ecken hervor.

Die Ursprünge für die weihnachtlichen Rezepte liegen wohl in den mittelalterlichen Klöstern: Zimt, Muskatnuss, Kardamom und Koriander waren damals edle und teure Zutaten aus dem Orient. Sie wurden ganz bewusst verwendet, um die Geburt des Christuskindes angemessen und besonders zu feiern. Damals gab es auch noch keine Uhren, geschweige denn Handrührer oder Küchenmaschinen. Deshalb hat man in Gebeten angegeben, wie lange man den Teig kneten soll. Also zum Beispiel: „Füge eine Handvoll Mandeln hinzu und knete alles fünf Vater Unser lang.“ Das gefällt mir! Plätzchenbacken als Meditation und ganz eigene Vorbereitung auf das Weihnachtsfest: Orientalische Gerüche, die einen in die Heimat Jesu entführen.

Vielleicht sollte ich das auch mal probieren. Immer schon haben sich aber die Geister daran geschieden, wann denn nun die fertigen Brötle, Gutsle oder Plätzchen gegessen werden dürfen:

Gleich, wenn sie aus dem Ofen kommen, damit sie das Warten auf das Weihnachtsfest verkürzen? Oder doch erst an den Feiertagen? Ursprünglich war die Adventszeit ja eine Fastenzeit. Die Menschen wollten sich auf Weihnachten ordentlich vorbereiten. Aber vielleicht kann man das ja auch beim Backen tun, wenn man sich richtig Zeit dafür nimmt? Oder beim Plätzchen essen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27750
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