SWR2 Wort zum Tag

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Der Weihnachtsbaum ist wahrscheinlich schon geschlagen; oder er steht sogar schon im Hof oder im Keller –  oder gleich im Wohnzimmer, wo er schon mal da war. Manche haben auch schon die Lichter dran. Vorweihnachtszeit geht – nahtlos sozusagen – in die Weihnachtstage über. Und nach dem Fest fliegt der Baum sowieso bald raus. …

 

Schon klar: Weihnachtsbaum kann ruhig schon im Advent stehen. Oder vielmehr in der Vorweihnachtszeit; so heißt es ja heute fast überall. Als Vorweihnachtsbaum. Draußen auf Straßen und Plätzen sind die Jahresendzeitbeleuchtungen schon seit Mitte November oder spätestens Anfang Dezember eingeschaltet. Hat alles mit dem Fest, das die Christenmenschen erst in zwölf Tagen feiern nur am Rande zu tun; mehr auf der geschäftlichen Ebene.  Manche Geschäftszweige machen in diesen sechs Wochen  fast ein Drittel oder mehr ihres Jahresumsatzes. Und Klappern beziehungsweise Leuchten und Lichterketten gehören zu dieser Art Handwerk einfach dazu.

Ist schon recht. Denn was eigentlich im Hintergrund dieser Zeit steht, also hinter Konsum- und Umsatz- und GeschenkeRausch bis Weihnachten, das lässt sich ja doch immer noch entdecken. Jedenfalls mit ein bisschen Anstrengung  und einem etwas genaueren Blick auf das Geschehen.

Weihnachten ist ja tatsächlich die Erinnerung daran, dass Gott die Menschen unendlich liebt; so sehr, dass er der Welt deswegen das größte denkbare Geschenk macht –  oder eigentlich das größte undenkbare: Da wird ja gefeiert, dass Gott sich selbst herschenkt. Alles hinter sich lässt, was ihn oder sie auf Abstand halten würde; einer von uns wird, als Mensch,  als Kind, dem seine Eltern sogar die Windeln wechseln müssen.

Eigentlich macht jedes Geschenk das nach,  mit dem Menschen andere Menschen beglücken. Und richtig glücklich macht so eine Gabe doch sowieso nur, wenn etwas von mir drinsteckt in dem, was ich der oder dem anderen schenke; ich spüre jedenfalls deutlich,  wieviel von sich selbst jemand mir in die Hand legt – oder wie wenig eben. Und so unpersönliche Austausch-Geschäfte könnten wir uns beiderseits lieber ersparen…

Geschenke machen Menschen natürlich auch in anderen Zeiten  als um Weihnachten und Jahreswende herum. Und deswegen könnte es fast schon egal sein,  wie lang die so genannte Vorweihnachtszeit ausgedehnt wird.  Andererseits: Ist doch gut,  mich noch mal ausdrücklich erinnern zu lassen,  von wie großen Geschenken ich eigentlich lebe. Ich würde sagen: Am liebsten am Weihnachtsfest. Und deswegen kommt bei mir auch der Baum erst zum Fest ins Haus.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27735
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