Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute Abend werden vermutlich einige Leute ihre Stiefel vor die Wohnung stellen. Oder Strümpfe an die Türklinke hängen. Vielleicht nicht nur Kinder. Morgen ist nämlich der Tag des heiligen Nikolaus. Und da kann es passieren, dass Stiefel oder Strümpfe sich über Nacht mit Süßigkeiten füllen. Oder im Büro wie aus dem Nichts Schokoladen-Nikoläuse auf den Schreibtischen auftauchen. Geschenke sind besonders, wenn man nicht genau weiß, von wem sie eigentlich kommen.

Der heilige Nikolaus damals ist übrigens für genau solch eine Art von Schenken bekannt geworden. Die Legende erzählt: Ein verarmter Mann hatte nicht genügend Geld, um seine drei Töchter zu verheiraten, und er hatte vor, sie deswegen notgedrungen zu Prostituierten zu machen. Nikolaus, der noch nicht Bischof war und ein größeres Vermögen von seinen Eltern geerbt hatte, erfuhr von der Not der Familie. Eines nachts hat er heimlich drei Goldklumpen durch die Fenster der drei jungen Frauen geworfen. Und sie dadurch vor ihrem Schicksal bewahrt. Die Familie hatte wieder genug Geld für ihre Zukunft. Durch die Überraschungsgeschenke des heiligen Nikolaus.

Geschenke, die einfach so kommen, unerwartet: Die lösen besondere Freude aus. Und das nicht nur in der Familie oder bei Freunden. Sondern erst recht bei Fremden. Ich muss an das strahlende Kind denken, mit dem ich vor kurzem im Zug meine Schokolade geteilt habe. Oder an meine eigene Freude, als ich am Bretzelstand kein Kleingeld hatte und die fremde Frau hinter mir einfach sagte: „Ach lassen Sie, ich spendier Ihnen die Bretzel! Wollen Sie noch etwas?“ Und ich erinnere mich auch an den Obdachlosen, dem ich am Frankfurter Hauptbahnhof ein Sandwich und eine Cola spendiert habe. Wie seine Augen geleuchtet haben. Mit dem Sandwich in der Hand hat er mir erzählt, wie viele Leute er schon angesprochen hat. Und wie groß sein Hunger ist.

Geschenke, die Menschen zum Strahlen bringen. Und Geschenke, die Not lindern. Die hätten auch dem heiligen Nikolaus gefallen.

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