SWR3 Gedanken

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Rund 374 Tage unseres Leben verbringt jeder von uns mit Warten. So jedenfalls hat es eine Zeitung mal ausgerechnet. Warten auf den Zug. Warten im Stau. Warten auf den Handwerker. 374 Tage, die die meisten von uns wahrscheinlich als unproduktive, verplemperte Lebenszeit empfinden. Ich zum Beispiel ärgere mich immer, wenn ich irgendwo warten muss und dann wieder die Zeitung daheim vergessen habe. So hätte ich jetzt wenigstens noch was Sinnvolles tun können. Vertane Zeit also, überflüssig, zu nichts nütze. Schrecklich!

Und genau darum empfinde ich die Adventszeit, die jetzt beginnt, auch jedes Jahr wieder als eine kleine Herausforderung. Weil ich weiß, dass es jetzt vier Wochen lang genau darum gehen soll. Ums Warten. Und weil ich Warten nun mal hasse. Verplemperte Lebenszeit eben.

Vor Jahrzehnten als Kind, da waren die Dinge natürlich einfacher, klarer. Warten auf Weihnachten, auf die Bescherung und die Geschenke. Und das Warten wurde ja etwas erträglicher gemacht durch den Adventskalender, durch Weihnachtsbäckerei und Süßigkeiten. Doch das ist lange her und funktioniert heute einfach nicht mehr.

Darum hab ich mir was anderes vorgenommen für die nächsten Wochen des Advent. Wenn mich das Warten irgendwo mal wieder nervt will ich versuchen, es mal andersrum zu sehen. Nicht mehr als verplemperte, sondern als geschenkte Lebenszeit. Das heißt, nicht gleich nervös nach Handy oder unerledigter Arbeit zu greifen, sondern es als Zeit zum Nachdenken oder einfach nur zum Runterkommen zu nutzen. Als Zeit für mich also. Ob das gelingt, weiß ich noch nicht. Aber wenn doch, dann bin ich vielleicht gar nicht so weit weg vom Sinn des Advent.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27641
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