SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

In ein paar Tagen öffnen sich die Türen der Adventskalender. Weihnachtsgeschenke werden vorbereitet, besondere Gebetszeiten und Gottesdienste werden angeboten. Nach altem Brauch möchte man sich auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Einer der besten Wege dazu, vielleicht der wichtigste, ist das Beten. Ideal ist eine feste Zeit am Tag, morgens und abends, und in der Woche eine Oase der Stille und des Innehaltens. Was war und ist gut im eigenen Leben, wo gibt es unerledigte Themen und Probleme? Kurzum: es gilt, den ganzen Alltag ins Gebet zu nehmen und auf den Geburtstag Jesu hin auszurichten und mit ihm neu zur Welt zu kommen. Solches Beten will gelernt und geübt sein – wie alles Wichtige im Leben.

Bei Meister Eckhart, dem großen Glaubens- und Lebenskünstler, finden sich dazu wichtige Anregungen. In einer Predigt sagt er: „ Ich will Gott nicht darum bitten, dass er mir gebe; ich will ihn auch nicht dafür loben, dass er mir gegeben hat. Ich will ihn vielmehr darum bitten, dass er mich würdige mache zu empfangen.“ Meister Eckhart genügt kein  Nothelfergott, den man anbettelt, wenn man nicht mehr weiter weiß oder ganz am Ende ist. Als wäre dieser Gott ein Zauberer, der magisch unmittelbar eingreift und am liebsten nach der Pfeife des Betenden springen soll. Solch ein Bettelverhältnis zwischen Gott und Mensch ist beider unwürdig. Nein, je erwachsener der Mensch wird, desto mehr ist er für sich selbst verantwortlich – und ist  zugleich doch  ganz bedürftig. Beten heißt nach Meister Eckhart besonders eins: immer offener und empfänglicher zu werden. Dass Gott nichts anderes ist als Geben, ist für den Christen Eckhart klar. Aber ob er geben kann, hängt von der adventlichen Bereitschaft des Menschen ab. Deshalb braucht es Räume und Zeiten zum Beten –  das heißt: rückhaltlos dem wirkenden und schenkenden Gott zu  trauen und ihn zur Welt kommen zu lassen. „Ich will Gott bitten, dass er mich empfänglich mache.“

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