SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Das Zeitliche segnen“ – bei diesem Spruch denkt wohl  jeder an Sterben und Tod. Aber gemeint ist die ganze Lebenszeit, jeder Augenblick, jede Stunde. Alles möge unter dem Wohlwollen Gottes stehen und stimmig sein. Segnen kommt von „signieren“, und das lateinische bene-dicere beschreibt es sehr präzise: „gutheißen“. Das hieße dann für diese Zeit auf Advent und Weihnachten zu: das Beste daraus machen, nein mehr: sie segnen und als Gottes Geschenk betrachten. Es soll ja eine Zeit der Besinnung werden. Wenn denn Weihnachten als Fest des Friedens gefeiert sein will, braucht es dafür Einstimmung und Einübung. Aber bekanntlich ist gerade in diesen Wochen die Gefahr groß, in puren Stress zu geraten mit all dem, was noch zu planen und zu tun ist. Wie also diese vorweihnachtliche Zeit segnen, wie in der Unruhe und Hektik Frieden vorbereiten und finden?

Bei Meister Eckhart, dem großen Denker der Gottesgeburt im Menschen, heißt es einmal:  „Die Leute, die Frieden suchen in äußeren Dingen … bei anderen Menschen oder im  eigenen Schaffen…, die suchen völlig verkehrt.“ Denn der entscheidende Ort der Friedensstiftung ist das eigene Leben. „Nimm dich selber wahr und ernst“, rät Meister Eckhart, und: „so viel du dich findest, lass dich „, verlass dich auf die innerste Lebensstimme, auf die Stimme Gottes im eigenen Herzen. Der Mensch, der vertrauend und betend sich auf Gott verlässt, findet Frieden und stiftet ihn.  „Wie viel du in Gott bist,  wie auch, ob dem nicht so sei, das erkenne daran, ob du Frieden oder Unfrieden hast.“

Die adventliche Vorweihnachtszeit  wird zur Einladung, diesen Friedenstest mit sich selbst zu machen. Ein erfahrener Menschenkenner wie Meister Eckhart ist überzeugt, dass das ohne Gott nicht geht. Wir können sehr genau spüren, ob es mit uns stimmt oder nicht – vor allem, wenn wir die Weihnachtsbotschaft vom Frieden vor Augen haben. Folgen wir der eigenen Lebensstimme  und bleiben wir adventlich gespannt: diese Jetztzeit zu segnen, heißt um den Frieden besorgt zu sein, und der beginnt im eigenen Leben. „So viel du dich findest, lass dich“, verlass dich – und du wirst gelassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27624
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