SWR2 Wort zum Tag

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Die Weihnachtsmärkte sind aufgebaut, die Reklame läuft schon auf  Hochtouren, im liturgischen Kalender geht das Kirchenjahr jetzt zu Ende, mit der Adventszeit beginnt schon das neue. In jedem Fall haben diese letzten Wochen vor Weihnachten ein besonderes Gepräge. Einerseits sollen sie besinnlich sein und voller Stimmung, andererseits kommt fast unvermeidlich Hektik auf mit Blick auf das alles, was noch zu tun ist bis zum Jahreswechsel. Wie also diese Zeit gestalten, diese Zeit jetzt, schon den heutigen Tag? Da kann einer der größten Weihnachtsdenker helfen, Meister Eckhart. Bei diesem großen christlichen Glaubenslehrer und Lebemeister geht es immer um die Geburt, immer um den richtigen Anfang. Wir dürfen und sollen endlich das werden, was wir sind: Gottes Ebenbild und Stellvertreter. Und dazu gehört ein guter Umgang mit der  befristeten Zeit.

„Mit Gott kannst du nichts versäumen“, sagt Meister Eckhart. Damals, Ende des 13. Jahrhunderts, fing das ja an mit der Hektik, mit dem Terror der Termine, mit der Jagd nach Neuigkeiten. Die mechanischen Uhren wurden erfunden, die bloße Sonnenuhr reichte nicht mehr. Man wollte genauer wissen, wie spät es ist. Mächtig wurde die Angst, etwas zu versäumen oder zu verpassen. Heute sind Stechuhren und elektronische Zeitmesser das Mindeste. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Wer Zeit hat, ist eher verdächtig.

Meister Eckhart plädiert für Gelassenheit. „Mit Gott kannst du nichts versäumen. So wenig Gott etwas versäumen kann, so wenig kannst du mit Gott etwas versäumen … Denn Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist.“ Im Vertrauen auf  diesen Gott ist für Eckhart jeder Augenblick wichtig. Der Rhythmus zwischen Ruhe und Tempo stimmt, die Taktung zwischen Arbeit und Gebet. Jeder Augenblick des Lebens ist erfüllt mit Gott und seiner Gegenwart.

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