Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute Abend, wenn es dunkel geworden ist, beginnt der Advent. Und es wird Zeit für die Vorbereitungen auf Weihnachten. Es wird Zeit für das Krippenspiel. Die Geschichte mit den vielen verschiedenen Rollen. Den Hauptrollen für Maria und Josef. Den schönen Rollen, wie die von Hirten und Engeln und Schafen, die das Paar, das ein Kind bekommt, besuchen und ihm beistehen. Und den negativen Rollen: da ist Augustus, der wegen seiner Volkszählung die Menschen durch das ganze Land jagt; und da sind die Wirte, die die schwangere Maria und ihren Mann wegschicken: „Kein Platz, bei uns ist alles voll, sehen Sie zu, dass Sie weiter kommen!“

Diese Geschichte prägt Weihnachten, ja, diese Geschichte ist Weihnachten. Nur mit unserem Leben hat sie manchmal wenig zu tun.

Da ist vor wenigen Wochen eine schwangere, geflüchtete Frau wegen Schwangerschaftsdiabetes in der Universitätsmedizin Mainz in stationärer Behandlung. Auch ihr einjähriges Kind ist bei ihr. Mitten in der Nacht kommen die Behörden, begleitet von Polizeibeamten und holen sie ab, um sie abzuschieben. Darf man das tun?

Der Deutsche Ärztetag hat erst im vergangenen Jahr erklärt: stationär behandlungsbedürftige Flüchtlinge sind nicht reisefähig und dürfen nicht abgeschoben werden. Gilt der medizinische Standpunkt der Ärzte? Und wie wichtig ist die Weihnachtsgeschichte?

Auf die Weihnachtsgeschichte bereiten wir uns jedes Jahr wochenlang vor, weil sie uns etwas darüber sagt, was ein Land und eine Gesellschaft im Innersten zusammenhält. Die Weihnachtsgeschichte wird erzählt und soll doch keine alte Geschichte bleiben. Sie wird gespielt, damit wir spielerisch einüben, was richtig und falsch ist:

Seht auf die, die verletzlich sind: zu ihnen gehören Kinder, Schwangere, Arme. Schützt sie. Achtet ihr Recht. Denn Gott selbst ist ein verletzliches, schwaches Menschenkind geworden. Die Weihnachtsgeschichte und das Krippenspiel – sie sind Herzensbildung für das ganze Jahr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27615
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