Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Namenstag feiere ich nicht. Ich bin ja evangelisch. Trotzdem weiß ich, dass heute mein Namenstag wäre – der Gedenktag des Apostels Andreas. Merkwürdig, ich kann gar nicht anders, immer am 30. November muss ich an diesen Andreas vor zweitausend Jahren denken: All zu viel wird in der Bibel nicht von ihm erzählt:  Andreas war ein Jünger Jesu. Einer von den Zwölf. Er stand aber immer im Schatten seines berühmten Bruders Petrus. Von dem wird ständig erzählt, von Andreas nichts. Fehlanzeige. Einfach ein Fischer, ein Jude vom See Genezareth. Doch halt, eins gibt es doch zu erzählen: Andreas war der erste Jünger Jesu – noch vor seinem Bruder Petrus. Das ist doch was! – Hat ihm aber auch nicht geholfen, um eine herausragende Rolle unter den Jüngern zu spielen. Aber hat er das überhaupt gewollt? Ich bin überzeugt, das ist eine echte Aufgabe: einer von Zwölf zu sein. Dazuzugehören, ohne sich in den Vordergrund zu spielen und sich stattdessen in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

Denn in so einer Gruppe gibt es eine Menge zu tun: man muss helfen, dass die Gruppe beisammen bleibt. Jeder einzelne braucht etwas anderes. Manchmal ist da Freude über das, was man miteinander erreicht hat. Manchmal aber auch die Trauer über das, woran man miteinander gescheitert ist. Zusammen unterwegs lacht einem das Herz, dann wieder gehen einem die anderen Elf ganz gewaltig auf die Nerven. Man unterstützt und quält sich, man streitet und versöhnt sich.

Einer von Zwölf hat Gedenktag: Er ist nicht vergessen, aber er muss die Geschichte auch nicht allein stemmen. Das ist eine wichtige Botschaft für den Namenstag, den ich eigentlich nicht feiere: Keiner ist alles, niemand ist nichts.

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