Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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1942, mitten im zweiten Weltkrieg, die Deutschen siegten noch, ist  in den USA der Film Casablanca gedreht worden. Und heute vor 76 Jahren hatte der Film in New York Premiere. Er wollte Mut machen zum Widerstand. Unvergessen sind Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann als Liebespaar. Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein heruntergekommener amerikanischer Kaffeehaus-Besitzer trifft im marokkanischen Exil seine große Liebe wieder und verliert sie erneut. Doch er bekommt dafür etwas anderes: er gewinnt Haltung und schließt sich dem Widerstand gegen die Deutschen an – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, so nennt er das selbst.

Und doch ist es ein anderer Punkt, an dem sich Film und Wirklichkeit berühren. Es  ist die Liste der Schauspieler. Die hat es in sich: Fast alle von ihnen waren vor den Nazis aus Deutschland und Europa geflohen. Peter Lorre, Conrad Veidt, Paul Henreid und viele mehr. Der letzte von ihnen ist erst vor zwei Jahren gestorben. Sie mussten fliehen, weil sie Juden gewesen sind. Weil sie politisch anders gedacht haben. Oder weil sie homosexuell gewesen sind.

In Casablanca haben sie alle ihren Auftritt, sie brauchen sich nicht zu verstecken. Sie spielen gewissermaßen sich selbst. Es ist ein Film mit geflüchteten Menschen über geflüchtete Menschen. Sie sind auf der Suche nach Arbeit, nach Sicherheit und nach einer neuen Heimat. Dass sie ihren Platz in dem Film gefunden haben, lässt die Zuschauer hinter die Kulissen schauen und ein Stück Realität sehen.

Der zweite Weltkrieg ist Gott sei Dank Vergangenheit. Doch Menschen sind noch immer auf der Flucht, von einem Teil unserer Erde zu einem anderen. Das wär’s doch, wie in Casablanca: Ganz unterschiedliche Menschen aus aller Herren Länder begegnen sich. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

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