SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der Musiker Herbert Grönemeyer hat Freunde gefragt, was ihnen zum Thema Leichtsinn einfällt. Einige der Antworten sind in einem Magazin abgedruckt worden, darunter die von Björn Bicker, einem Schriftsteller und Dramaturgen. Bicker erzählt, dass er so leichtsinnig war, auf einem Spielplatz seinen Rucksack abzustellen, um mit seinem Sohn Fußball zu kicken. Im Ergebnis war der Rucksack mit Geld und Papieren weg und Bicker und sein fünfjähriges Kind erlebten eine beeindruckende Szene auf dem Polizeipräsidium.

Während der Diebstahlsaufnahme erschien eine geschwächte Frau. Sie hatte offenbar in einer nahe gelegenen Klinik ein Frühchen entbunden und kam nun zur Polizei. Sie hatte keine Papiere und die Klinik forderte von ihr, sich registrieren zu lassen, sonst könne sie nicht weiter behandelt werden. Bicker erzählt, wie der Polizist sich fürsorglich und umsichtig um die Frau gekümmert und viel Mitgefühl gezeigt habe, er hatte sogar Tränen in den Augen. Das war schon an sich beeindruckend und ein bisschen wie Weihnachten mitten im Jahr.

Weiter erzählt Bicker, dass sein Sohn beim abendlichen Gebet für die Frau und ihr Kind gebetet habe. Das hat mich sehr bewegt. Ein Mann, der abends regelmäßig mit seinem Kind betet und davon in einer überregionalen Zeitung wie selbstverständlich erzählt! Zumal in der Kunst- und TheaterSzene, zu der Bicker gehört, eine christliche Haltung ganz sicher nicht selbstverständlich ist. Bicker sagt öffentlich, dass er evangelischer Christ ist. Ich finde, Björn Bicker schenkt seinem Sohn mit dem abendlichen Gebet viel. Der kleine Junge lernt, dass er – so klein er ist – doch viel für andere Menschen tun kann. Er kann für sie beten! Er kann das, was ihn am Tag bewegt hat, aussprechen und vor Gott bringen. Er kann seine Gedanken sortieren und lernt, dass es für ihn immer ein offenes Ohr gibt. Selbst wenn eines Tages kein Mensch da sein sollte, dem er seine Gedanken anvertrauen könnte, so steht ihm doch immer der Weg des Gebets offen, den er mit seinem Vater eingeübt hat. Den Rucksack hat Björn Bicker übrigens wiederbekommen, zwei Tage später, zwar ohne Geld, aber sonst war noch alles drin. Sein Sohn hat das so kommentiert, dass Leichtsinn manchmal gut ausgeht, hat Bicker erzählt. Er wiederum hat darüber nachgedacht, dass es für uns hier in Deutschland leicht ist, leichtsinnig zu sein. Und dass für andere Menschen das Leben gar nicht leicht ist.

Und ich habe ein ganz leichtes Herz vor Freude darüber bekommen, dass es Menschen wie Björn Bicker und seinen Sohn gibt. Und Polizisten wie den, der sich so mitfühlend um die junge Frau gekümmert hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27600
weiterlesen...