SWR2 Wort zum Tag

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„Wenn ich einmal groß bin, dann mach mich zu deinem Werkzeug, um die Welt ein bisschen besser zu machen“. Der Junge, der so zu Gott betet, ist 8 Jahre alt und stammt aus einer sehr frommen Familie.  Als junger Mann studiert er Landwirtschaft und geht als Entwicklungshelfer nach Afrika. Er will etwas gegen die zunehmende Versteppung tun und beginnt Bäume zu pflanzen.  Sein Einsatz ist unermüdlich – aber letztlich vergeblich. Die Setzlinge gehen in dem trockenen Boden regelmäßig ein. Tony Rinaudo – so heißt der junge Mann - beginnt mit seinem Gott zu hadern. Er war doch aufgebrochen, um als Gottes Werkzeug die Welt ein bisschen besser zu machen.  “ Gott, zeig mir endlich, wie ich helfen kann“, so betet er verzweifelt.

Als er wieder einmal mit seinem Geländewagen voller Setzlinge unterwegs ist,  muss er anhalten, weil der Wagen im Sand stecken bleibt.  Wie er da so neben  seinem Auto kniet, sieht er zufällig einen jungen Trieb, der hier mitten in der trockenen Savanne aus einem Baumstumpf wächst. Und bei genauerem Hinsehen entdeckt noch weitere Triebe. Unter dem ausgetrockneten Boden verbirgt sich ein dichtes Wurzelwerk.

Für Rinaudo ist es, als ob Gott seine Gebete endlich erhört hat.  Gott hat ihm die Augen für diesen unterirdischen Wald geöffnet. Rinaudo ändert ab sofort seine Strategie und hilft den Trieben zu überleben und zu wachsen. Erst wird er von allen belächelt. Aber seine Sträucher und Bäume gedeihen, und in ihrem Schatten halten auch die Nutzpflanzen den Trockenperioden besser stand. Die Bauern, die seine Methode übernehmen, haben größere Erträge und können ihre Familien wieder ernähren. Kein Wunder finden sich immer mehr Nachahmer. Inzwischen kann man sogar aus dem Weltraum die grünen Oasen der Hoffnung erkennen.

Rinaudo ist dieses Jahr für sein Lebenswerk der alternative Nobelpreis verliehen worden. Mich fasziniert an ihm sein fast kindlich-tiefes Gottvertrauen. Beten heißt für ihn nicht, dem lieben Gott die Arbeit zu überlassen.  Im Gegenteil. Aber seine Bereitschaft, auf Gott zu hören, hat ihn davor bewahrt, einfach nur stur die eigenen Vorhaben umzusetzen. Sein stetes – mitunter verzweifeltes Gebet – hat ihm schließlich die Augen dafür geöffnet, wie er den Bauern helfen konnte. So konnte er zu einem Werkzeug Gottes werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27594
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