SWR3 Gedanken

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„Du, unser lieber Kollege hat eine Affäre!“ mein Bekannter guckt mich herausfordernd an: „und zwar mit der Karin!“ „Ach!“ sage ich.

Gerüchte gehören zum Leben. Menschen leben, arbeiten und wohnen zusammen. Da bleibt es nicht aus, dass übereinander geredet wird. Denn nichts interessiert Menschen mehr, als andere Menschen. Menschen sind neugierig und haben eine unheimliche Lust am Fabulieren. Eine gute Geschichte ist doch das Salz im manchmal faden Alltagseinerlei. Und da ist ja auch erst mal gar nichts dabei.

Schlimm ist, wenn aus den Geschichten üble Nachrede wird. Gemeine Gerüchte, kompromittierende Fotos am Schwarzen Brett und Hassemails mit dem Ziel, jemandem ganz bewusst wehzutun und zu schaden.

Schon zu Jesu Zeiten haben die Leute gerne übereinander geredet. Auch über Jesus kursierten die wildesten Gerüchte. In der Bibel steht, wie Jesus seine Freunde fragt: „Was sagen die Menschen, wer ich bin?“ Und Jesu Freunde berichten ihm von dem, was sie auf der Straße gehört haben. Von allem Guten, was sie über Jesus gehört haben, und von allem Üblen. Jesus hört sich das alles an und dann sagt er: „Okay. Und was denkt ihr, wer ich bin?“

Offen miteinander reden und Fragen stellen – das hilft meistens bei Gerüchten. Nachdenken, sich eine eigene Meinung bilden. Damit man sich nicht vom Hören-Sagen ein Bild vom anderen macht.

Ein paar Tage nachdem ich von der angeblichen Affäre gehört habe, trinke ich mit dem „lieben Kollegen“ einen Kaffee. Ich frage ihn frei heraus: hast du oder hast du nicht?! Er schüttelt ungläubig den Kopf und das Gerücht löst sich in Luft auf.

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