SWR2 Wort zum Tag

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„Ist das gerecht?“ Diese Frage hat die ARD über ihre aktuelle Themenwoche geschrieben. In vielen Sendungen und unterschiedlichen Formaten widmen sich die ARD-Sender seit Montag dem Thema Gerechtigkeit. Was wir unter Gerechtigkeit verstehen, ist entscheidend dafür, wie wir zusammenleben. Nicht zuletzt hängt davon ab, was wir den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft nennen.

In dieser Woche erinnern aber auch unzählige Veranstaltungen an das Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren. Viele haben gehofft, dass sich ein so katastrophaler Krieg nie mehr wiederholen würde;  aber zwanzig Jahre später war diese Hoffnung schon dahin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Friedensengagement der christlichen Kirchen verändert. Bis dahin war es geprägt von der so genannten Theorie des „gerechten Krieges“. Grob gesagt ging es darum, wann und wie Kriege begonnen werden dürfen und wie sie zu führen sind  um als ethisch „gerechtfertigt“ gelten zu können. Gerecht meinte also gerechtfertigt, in einem eher rechtlichen Sinn

Im Jahr 2000 haben die katholischen Bischöfe in Deutschland ein Friedenswort mit dem Titel „Gerechter Friede“ veröffentlicht. Die Perspektive hat sich gedreht: Vom „gerechten Krieg“ zum „gerechten Friede“: Krieg soll nach Gottes willen nicht sein, jede Gewaltanwendung soll vermieden werden, denn jede Gewalt bleibt ein Übel. Oder wie es Papst Johannes Paul II formuliert hat: „Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit.“

Die unzähligen Konflikte und Kriege unserer Zeit zeigen es täglich: Sie verursachen weitaus größeres Leid als nur das, was mit Waffen angetan wird: Menschen hungern, sie werden verfolgt, vertrieben, vergewaltigt – und betroffen sind oft besonders die, die ohnehin schon arm, schutzlos, schwach sind.

Entsprechend meint die Rede vom „Gerechten Frieden“ weit mehr, als  dass es nur keine Gewalt mehr gibt: „Gerecht“ ist der Friede dort, wo Menschen in Würde leben und arbeiten können, wo ihre Rechte geschützt sind, ebenso das, von dem sie leben – das Land, seine Rohstoffe, das Wasser. Und das Leid der Opfer wird gesehen, anerkannt, womöglich Abhilfe geschaffen.

Das ist gerecht! Und nur so wird Friede möglich! Oder wie es schon beim Propheten Jesaja heißt: Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27565
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