SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

18DEZ2007
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Wann ist Jesus geboren worden? Die Christen haben einmal festgelegt: Es muss in der dunkelsten Zeit des Jahres gewesen sein. Wenn die Tage kurz und die Nächte lang sind, wenn Menschen dazu neigen, traurig zu werden, weil die Sonne nur wenige Stunden scheint und wenn die lange Dunkelheit auch dunkle Gedanken mit sich bringt.
Es ist sicher, dass Jesus geboren wurde, doch wann er geboren wurde, weiß kein Mensch genau. Warum haben sich dann die frühen Christen nicht für den längsten Tag im Jahr entschieden? Auch die Queen feiert ihren offiziellen Geburtstag schließlich dann, wenn die Sonne scheint! Ich denke, weil bei diesem göttlichen Geburtstagsfest nicht der gefeierte König, sondern seine Menschen im Vordergrund stehen. Menschen brauchen das Licht, gerade in der dunklen Zeit des Jahres spüren sie deutlicher als sonst, wie angewiesen sie sind, wie sehr sie einen hellen Schein brauchen - von außen, aber auch innen, für ihre Herzen.
Dem Bedürfnis Licht kann man mit Flügen in die Sonnenregionen der Welt entgegenkommen. Das Herz wird dadurch noch lange nicht hell. Viele genießen die festlich erleuchteten Weihnachtsmärkte, aber anderen dringt dieses Licht nicht ins Herz, ja, es macht sie noch trauriger, weil es ihnen ihre Einsamkeit noch deutlicher zeigt als sonst.
Allen denen, die sich nach Licht sehnen, das außen und innen leuchtet, die dürfen sich trösten lassen. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag nahe. Es ist Advent: Noch ist es dunkel, doch die ersten Strahlen lassen sich erahnen. Und es sind keine Irrlichter, die vorgaukeln, was nicht ist. Jesus, auf dessen Geburt sich die Menschen im Advent vorbereiten, der ist ja wirklich geboren worden. Vielleicht nicht am 24. Dezember, doch tatsächlich und leibhaftig an einem Tag vor etwa 2000 Jahren. So klein, wie Gott selbst geworden ist, wird er keinen seiner Menschen übersehen. Das tun nur die, die in der Höhe strahlen und nicht den Weg in die dunklen Abgründe der Welt und der Seelen wagen. Das hat er jedoch gewagt, dieser Gott, dieses Kind, auf das wir warten. Ein solches Licht trotzt der Dunkelheit. Gerade deshalb ist es nicht erloschen, deshalb konnte es weiterstrahlen und jeder Finsternis trotzen - bis heute. So dass wir es auch in dieser Adventszeit ahnen können, in der Dunkelheit der kurzen Tage und langen Nächte und in der Verzagtheit des Herzens. Mag sein, dass es dunkel ist, innen und außen. Sein Licht kommt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2754
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