SWR3 Gedanken

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Missbrauch in der katholischen Kirche. Seit Mitte September ist klar, in welchem Ausmaß Kindern und Jugendlichen das Schlimmste angetan worden ist, das ich mir vorstellen kann.

Ich finde das schrecklich und es ist mir peinlich. Weil ich mit der Kirche verbunden bin. Weil ich bei der Kirche arbeite. Weil es da passiert, wo es Kindern, Jugendlichen, wo es allen einfach gut gehen soll.

Ich wünsche mir gerade jetzt, Jesus würde vorbeikommen und auf den Tisch hauen. Er hat die Leute gesehen, hat zugehört, geholfen und viele wieder zurück ins soziale Leben geholt. Missbrauch macht genau das Gegenteil.

Mir gehen momentan so viele Gedanken durch den Kopf. Die Opfer. Ihr Leben ist gezeichnet. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es denen geht. Aber ich denke an sie und hoffe, dass sie Menschen an ihrer Seite finden, die unterstützen und helfen.

Ich denke auch an die Täter. Und an die Mittäter, die alles dafür getan haben, dass der Missbrauch nicht bekannt wird. Die zum Beispiel Priester einfach an einen anderen Ort versetzt haben. Ich hoffe, dass sie alle zur Rechenschaft gezogen werden. Dass sie sich damit auseinandersetzen, was da passiert ist und wie viele Leben sie zerstört haben.

Ich denke an alle, die irgendwie mit der katholischen Kirche verbunden sind. Sie alle, und ich schließe mich ein, wir - werden in Frage gestellt, sogar angefeindet. Dann stehe ich da und schäme mich und bin wütend. Etwas dazu sagen oder sogar Fragen beantworten kann ich nicht. Ich kann und will das nicht erklären. Und ich kann und will die Kirche in dem Punkt auch nicht in Schutz nehmen.

Es ist Zeit, dass sich was verändert. Geschlossene Machtstrukturen, nur auf Priester ausgerichtet - das funktioniert nicht. Es muss sowas wie Qualitätsmanagement her. Und es ist dringend Zeit, offen und ehrlich mit dem Thema Sexualität umzugehen.

Vor allem hoffe ich, dass Gott für viele gerade jetzt eine Kraftquelle sein kann. Trotz allem.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27525
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