SWR2 Wort zum Tag

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Sterberituale sollen und können trösten, zum Beispiel dieses von einem indianischen Volksstamm in Nordamerika:
Sie haben die Verstorbenen in ein kleines Kanu gebettet, ihnen einige Gaben ins Boot gelegt für die Reise. Dann haben sie das Kanu flussabwärts durch das Delta ins nahegelegene Meer treiben lassen. In einer Nussschale wurde der Tote dem unendlichen Ozean des Lebens übergeben. Zurückgeführt dorthin, woher er gekommen war, als er als Kind – durch die Nussschale des Mutterleibes – den Weg ins irdische Leben fand. Ende und Anfang berühren sich.

Diese Indianer versuchten, mit ihrem Bestattungsritual den Kreislauf eines Erdenlebens zu beschließen. Wo der Tod dem Leben eine Grenze setzt, da empfinden viele Menschen das Bedürfnis, mit einer Geste Abschied zu nehmen. Und viele verspüren das Bedürfnis, den Verstorbenen einer größeren Macht anzubefehlen, einer Macht, die stärker ist als der Tod und dauerhafter als menschliches Lebensmaß.

Die Symbole für diese allumfassende Macht sind auf der ganzen Erde immer wieder dieselben; es sind die klassischen Elemente: das Wasser, die Erde, das Feuer, die Luft. Hinter ihnen steht eine kosmische, göttliche Macht, die alles Leben und Sterben trägt, dem Leben und Sterben seine Gesetzmäßigkeit gibt und alles mit heimlicher Hand führt.

In der Tradition des christlichen Glaubens hat diese Macht den Namen Gottes, den Namen dessen, der Himmel und Erde geschaffen hat und Zeit und Geschichte in seinen Händen hält
 „Gott ist nicht ferne einem jeden von uns“, sagt der Apostel Paulus in seiner Rede auf dem Areopag in Athen, die der Evangelist Lukas im Mittelpunkt seiner Apostelgeschichte gestaltet hat.

„Gott ist nicht ferne einem jeden von uns“ – das heißt: Gottes Gegenwart ist allumfassend – den Menschen zum Glück und Heil und Segen ist sie allumfassend. Gott ist der Atem, der die Schöpfung und alle Geschöpfe miteinander verbindet, das Lebenselixier, das uns am Leben erhält, das zarte und starke Gewebe, in das wir hineinverwoben sind mit unserem Leben. Anfang und Ende eben, Alpha und Omega

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27520
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