SWR3 Gedanken

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Heute bleibt eine Gans mehr am Leben. Jan hat nämlich sein traditionelles Gans-Essen abgesagt. Viele Jahre hat er mit Freude, Liebe und Inbrunst eine Gans vom Biohof für den Martinstag zubereitet. Und wer je dazu eingeladen war, schwärmt noch Jahre später davon. Sie werden wohl weiter von diesen Erinnerungen zehren müssen. Denn Jan hat das Essen abgesagt, weil er es nicht mehr aushält sich vorzustellen, dass eine muntere Gans wegen ihm ihr Leben verliert.

So ganz zu Ende gedacht hat er das nicht. Der Biobauer ist ja schließlich darauf angewiesen, dass genügend Leute seine Gänse essen. Und Vegetarier ist Jan auch nicht geworden. Ihn treibt die Frage um: Kann es richtig sein, ein Tier zu schlachten, zu töten, weil es halt so nett ist, es mit Freunden aufzuessen?

Meine Frage ist eine andere: Kann es richtig sein, Fleisch von Tieren zu essen, die unter unwürdigen Bedingungen gehalten und transportiert werden? Mit der Biohof-Gans hätte ich persönlich kein Problem.

Aber am Ende bewegt uns beide die Frage, ob wir prinzipiell schöpfungsgemäß konsumieren. Ob wir durch unser Kaufen und Essen die Natur weiter ausbeuten. Oder ob wir Maß halten. Klar, dass wir Firmen und Bauern unterstützen wollen die respektvoll mit Tieren umgehen und Pflanzenvielfalt schützen. Aber vielleicht gehört dazu tatsächlich auch, liebgewordene Gewohnheiten zu hinterfragen. 

An der einen Gans hängts vermutlich nicht. Aber besser einmal mehr darüber nachdenken und Kürbissuppe essen, als gedankenlos Fleisch von wo auch immer zu futtern.

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