SWR3 Gedanken

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„Klar, war das blöd von Anne, aber ich will jetzt auch kein Problem draus machen. Weil, also. Genau. Wir sind ja schließlich befreundet. Genau.“ So oder so ähnlich sprechen immer mehr Menschen.

„Genau“ – kaum ein Wort höre ich häufiger. Am Ende eines Satzes, statt einer Pause, oder zur Bekräftigung. „Genau“ ist das neue Äh, sagen Leute in der Sprachforschung. So sehe ich das nicht. Genau markiert immer einen Einschnitt. Die Leute sichern damit das schon Gesagte und geben sich eine kurze Bedenkpause, bevor sie weitersprechen.  

Ich finde, man könnte deshalb auch sagen: „Genau“ ist das neue Amen. Amen ist ein Wort aus Jesu Zeiten, ziemlich alt also. Amen hat man immer dann gesagt, wenn klar sein sollte: So mein ich das echt, oder: so soll es sein.

Setze ich nun „genau“ für die ganzen Amens in der Bibel ein, klingt so manches schon viel flotter. O-Ton Jesus: „Genau, wer glaubt, hat das ewige Leben.“ Oder der Hauptmann bei der Kreuzigung: „Der ist Gottes Sohn gewesen. Genau!“

Interessant ist aber auch die Umkehrung. Wenn all die Leute anstelle ihres häufigen Verlegenheitsfüllworts ‚Genau‘ einfach „Amen“ sagen würden. Das Beispiel vom Anfang klänge dann so: „Klar, war das blöd von Anne, aber ich will jetzt auch kein Problem draus machen. Weil, also. - Wir sind ja schließlich befreundet. Amen.“
Anderes Beispiel: Ich glaube, Gott versteht uns, egal wie wir sprechen. Amen. Oder: Genug geredet; Zeit für Musik, Amen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27517
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