Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Jeder von uns ist fähig, einen anderen zu töten. Aber ich doch nicht, denkst Du. Das haben die Täter auch einmal gedacht.“

Petrus Ceelen hat das gesagt. Und der Mann muss es wissen. Ceelen hat viele Jahre als studierter Theologe auf dem Hohenasperg bei Stuttgart gearbeitet. „Justizvollzugsseelsorge“ heißt das im Beamtendeutsch.

Ungezählte Häftlinge hat der heute 75-jährige in der Strafanstalt betreut. Ein knochenharter Job. Der Knast ist eine ganz eigene Welt. Petrus Ceelen erzählt, wie er sich selbst unter Junkies, Mördern und Vergewaltigern besser kennenlernte: „In manchen Straftätern begegnete ich meinem nicht gelebten Leben. (…) In meiner Fantasie habe ich auch schon das eine oder andere Ding gedreht, eine Bank überfallen. Und ich habe auch schon ein paar Leichen im Keller.“ Dass er solche Verbrechen nicht verübt hat, erklärt sich Ceelen so: „Aufgrund meiner (…) Erziehung sind bei mir Sicherungen und Bremsen eingebaut, die mich daran hindern, mein kriminelles Ich auszuleben.“

Die meisten Häftlinge hatten nicht dieses Glück. Wie aber gehen sie nach der Verurteilung mit ihrer Schuld um? Hier setzt die Arbeit all der Frauen und Männer an, die in der Gefängnisseelsorge tätig sind. Ein Aufgabenbereich der Kirche, der von den meisten Zeitgenossen nicht wahrgenommen wird.

Stellvertretend für viele Kolleginnen und Kollegen nennt Petrus Ceelen die Botschaft Jesu als Motiv für seinen Beruf: „Bei meinen Zellenbesuchen habe ich Jesus selbst sagen hören: „Ich war im Gefängnis, und du bist zu mir gekommen.“ (Mt 25,36)

Und rückblickend auf seine Zeit im Knast fügt er hinzu: „So wie (Jesus,) der Freund der Sünder, wollte auch ich unvoreingenommen auf die Gefangenen zugehen, ohne Berührungsangst und ohne sie bekehren zu wollen. Ich selbst bin durch die sogenannten Gottlosen Jesus näher gekommen als durch mein Theologiestudium.“

Zitate: https://gefängnisseelsorge.net/spiritualitaet

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27509
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