Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich habe einen Traum. Ich will nach Europa. Dort verdienen die Leute viel Geld, haben schöne Häuser und fahren schnelle Autos.“

Immer wieder hört Benjamin Zand diese Sätze. Der junge britische Dokumentarfilmer hat sich aufgemacht, die Flüchtlinge auf ihrem Weg von Westafrika an die Mittelmeerküste zu begleiten. Von Libyen aus wollen die Migranten illegal mit Booten nach Italien übersetzen.

Die Reise gleicht einem Höllentrip. Schonungslos deckt der mutige BBC-Reporter die brutale Praxis der Schlepper auf. Ihr Geschäft boomt. Für die Verbrecher ist das Risiko gering, der Profit gigantisch. Nach Angaben der UN verdient die Flüchtlingsindustrie rund neun Milliarden Euro im Jahr!

Zwischen 4.000 € und 6.000 € zahlt jeder Migrant für seine Flucht. Meist sind es junge Männer, die das Geld von der Familie bekommen. Wenn sie es nach Europa schaffen, sollen sie die Angehörigen daheim unterstützen oder nachholen.

Benjamin Zand reist mit den Flüchtlingen an den Rand der Sahara. Hier verfrachten Schlepper ihre Kunden auf die Ladeflächen von LKW. Für viele wird die Wüste zur Todesfalle. Skrupellos lassen die Schleuser die Menschen in Sandstürmen zurück.

Wer in Libyen ankommt, wird oft Opfer von Sklaverei und Drogenhandel. Frauen werden zur Prostitution gezwungen. Und wer sich einen Platz auf einem der überfüllten Boote erkaufen kann, dem droht der Untergang im Mittelmeer. Oder er wird von der Küstenwoche aufgegriffen und in Lager gesperrt. Auch das zeigt die Dokumentation des Filmemachers.

Was ist zu tun angesichts der Millionen, die noch nach Europa kommen wollen? Alle aufnehmen? Das würde unsere Gesellschaften sprengen. Die Zukunft der afrikanischen Jugend kann nicht in Europa liegen.

Es muss um die Bekämpfung der Fluchtursachen gehen. Das bedeutet konkret: Den Menschen in ihren Heimatländern helfen. Ein Beispiel: Mit dem Geld, das bei uns für einen unbegleiteten jugendlichen Flüchtling aufgewendet wird, lässt sich die Ausbildung für ein Dutzend seiner Alterskameraden in Afrika finanzieren. Wie wäre es da mit einem Solidaritätszuschlag für Afrika?

Hinweis: Zands Dokumentation „Afrikas Flüchtlinge“ wiederholt ZDF-Info am 21.11.2018 zwischen 6.30 Uhr und 7.00 Uhr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27508
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