Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Einen Augenblick habe ich nicht aufgepasst und schon bin ich gestolpert. Ich kann mich kaum fangen und knalle hin. Ich ärgere mich, dass ich den Bürgersteig übersehen habe, rapple mich wieder auf. Zum Glück ist nichts passiert.

Anstoßen, ins Straucheln kommen, hinfallen, das alles können schmerzhafte Erfahrungen sein. Aber es sind auch Bilder für das Leben insgesamt. Ich stoße mit einer Bemerkung an, die jemand anderen verletzt und unsere Beziehung kommt unversehens ins Straucheln. Ich stehe vor einem Hindernis, einer Prüfung, einer schwierigen Situation. Und krieg sie nicht bewältigt. Ich falle hin. So und ähnlich habe ich schon oft in meinem Leben um Standfestigkeit gerungen.

Vom Stolpern erzählt auch der biblische Psalm 73. Ein Gebet, das ein gewisser Asaf geschrieben hat. Ein, wie ich finde, ehrlicher Text. Denn Asaf gibt zu, dass er verbittert ist, weil es anderen gut geht. Die kümmern sich nicht um Gott, sie stopfen das Essen nur so in sich rein, sie sind gewalttätig und zerreißen sich das Maul. Und trotzdem stolpern die nicht. Im Gegenteil: Denen gelingt alles, die erleben keine Pleite. Asaf ist darüber wütend. Gerade weil er versucht, alles richtig zu machen, sich an Gott zu halten. Und trotzdem kommt er ins Straucheln. Anscheinend, so sagt Asaf, gibt es keine Gerechtigkeit. Denn all die, denen Glaube und Moral egal sind, passiert nichts.

Doch Asaf glaubt daran, dass es sich auf lange Sicht lohnt, nach dem Guten und Gerechten zu suchen. Er erfährt auch: Unrecht zahlt sich nicht aus.

Was mich berührt: Wie sich Asaf in seiner Not an Gott wendet. Er erfährt: Gott hat ein offenes Ohr für sein Stolpern. Asaf fühlt sich ernst genommen. Er erlebt, dass Glück nicht davon abhängig ist, was er erreicht oder hat. Sondern Glück ist: Dass Gott zu ihm steht, auch wenn er ins Stolpern gerät.

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