SWR2 Wort zum Tag

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Viele Menschen haben Angst vor dem Herbst ihres Lebens.
Dabei sprechen die Zahlen eine ermutigende Sprache. Der Kabarettist und Mediziner Eckart von Hirschhausen berichtet, dass der Durchschnittsdeutsche mit 70 zufriedener ist als mit 35. Die meisten Menschen scheinen dem Herbst des Lebens offenbar schöne Seiten abgewinnen zu können, obwohl ihre Knochen nicht mehr die jüngsten sind. Das könnte möglicherweise daran liegen, dass diejenigen, die heute 70 und älter sind, in den Trümmern des Nachkriegsdeutschlands aufgewachsen sind und sich ein Gefühl dafür bewahrt haben, dass es uns heute im Vergleich zu damals wirklich sehr viel besser geht. Trotz allem, was einem Sorgen bereiten kann: Noch nie hatten wir in Deutschland eine so lange Friedenszeit. Noch nie lebten wir so sicher und auch so abgesichert. Jeder Mensch, auch wenn er alt und krank ist, hat in Deutschland das Recht auf eine medizinische Versorgung auf sehr hohem Niveau. Davon können andere Länder nur träumen.

Älterwerden hat durchaus etwas für sich. Mir geht es schon heute so, dass ich vieles entspannter sehe als mit 35 Jahren. Ich muss z.B. mein Kind nicht mehr erziehen, sondern kann es einfach genießen, wenn er zu Besuch kommt. Ich muss mir beruflich nichts mehr beweisen und weiß ziemlich genau, was mir im Leben Freude macht. Ich bin sehr viel selbstbestimmter als früher. Die glücklichen 70jährigen sind ja auch befreit von der zeitlichen Einschränkung des Arbeitslebens. Wenn sie arbeiten, dann im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements. Und gerade Ehrenamt vermittelt Lebenssinn und steigert damit das Wohlbefinden. Meine Hoffnung im Blick auf mein Alter ist daher: Altweibersommer haben auch ihre schönen Seiten!

Bei Geburtstagsbesuchen in meiner Gemeinde begegnen mir natürlich auch Menschen, die ihre Last mit dem Alter zu tragen haben. Wenn die Finanzen knapp werden, der geliebte Partner gestorben ist oder die beste Freundin, dann ist das schwer. Ich habe von diesen Menschen gelernt: Ein wesentlicher Faktor, um im Alter trotzdem glücklich zu sein, ist der Humor. „Altwerden ist eben nichts für Feiglinge“ hat mir ein alter Herr mit einem Schmunzeln erzählt. Das Schöne dabei: Humor ist altersresistent. Sogar Menschen, die an Demenz leiden, können noch Humor haben.

Die Fähigkeit, das Leben, vor allem jedoch sich selbst, mit Humor betrachten zu können, ist sicher ein Garant für Alterszufriedenheit. Ich meine, Humor ist ein ganz großes Gottesgeschenk! Todernst ist unser Leben auch im Altweibersommer nicht – Gott sei Dank!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27421
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