SWR2 Wort zum Tag

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Eine Studie erschüttert die katholische Kirche in Deutschland. Sie beschreibt den schlimmen Skandal des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch katholische Geistliche. Die Studie wurde von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegeben und was sie zutage gefördert hat, erschreckt vor allem deshalb, weil es gar nicht das ganze Ausmaß zeigt. Kinder und Jugendliche, die in die Obhut von Geistlichen gegeben wurden, sind bis an ihr Lebensende traumatisiert, weil die, denen sie vertraut haben, so schlimm mit ihrem Vertrauen umgegangen sind. Viel wurde darüber geschrieben und kommentiert. Aber es ist nicht genug, es kann kein „genug“ geben! Zu viel Leid und Unrecht ist geschehen, als dass eine Haltung angebracht wäre, die ausdrückt: Jetzt reicht es mal wieder mit diesem Thema.

Ein negativer Effekt dieses Skandals ist, dass er die frohe Botschaft verdunkelt, die Kirche eigentlich verkündigen möchte. Denn wer glaubt einer Kirche, dass sie eine heilsame Botschaft hat, wenn in ihrem Raum so viel Unheil geschieht? Wer hört noch auf Männer, die über moralische Fragen lehren wollen, wenn so viele von ihnen so unmoralisch gehandelt haben? Da wurden Akten vernichtet, Pfarrer plötzlich versetzt, die Taten verborgen, um den Ruf der Kirche zu schützen. Kirche ist aber Zeichen und Werkzeug des Heils und nicht das Heil selbst! Niemals wieder darf sie sich so wichtig nehmen, dass sie lieber die Täter schützt als die Opfer, nur um nicht beschmutzt dazustehen! Es kommt nämlich auf etwas anderes an als auf die Strukturen und die Organisation: was wirklich zählt ist das Heil der Menschen.

Und diesen Menschen, die das Heil suchen und brauchen, möchte ich sagen: Wenn die Flasche verbeult und hässlich aussieht, muss deshalb nicht auch das Getränk verdorben sein. Sicherlich: Form und Inhalt bedingen sich immer gegenseitig, aber es kommt auf die Frohe Botschaft an und darauf, wie sie unser Leben bereichert. Wir sollten uns das nicht kaputt machen lassen von scheinheiligen Menschen und auch nicht von schlimmen Taten des Missbrauchs. Jesus stand immer auf der Seite der Kleinen und Schwachen. Das gilt uneingeschränkt auch heute!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27411
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