SWR2 Wort zum Tag

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„Ex Africa semper aliquid novi.“ So schrieb einst der römische Gelehrte Plinius. Aus Afrika komme immer etwas Neues.

Wir nehmen, zumindest durch die Medien, aber meist etwas anderes wahr: Aus Afrika kommt nichts neues, sondern vielmehr immer das gleiche: Elend, Kriege, Krankheiten. Besonders betroffen von diesem Negativbild ist das Land Äthiopien, weil es dort in den 80er-Jahren so eine verheerende Hungersnot gegeben hat und weil sich diese Bilder in den Köpfen vieler Fernsehzuschauer so festgebrannt haben.

Dabei hat gerade dieses Land Afrikas eine faszinierende alte Kultur vorzuweisen mit einem Christentum, das 1700 Jahre alt ist, somit 400 Jahre älter ist als in unseren Breiten. In diesem so vielfältigen und faszinierenden Land gab es leider in den letzten 40 Jahren sehr wenig politische Freiheit. Staatsterror ging über in eine Regierung mit eiserner Hand und wer dagegen aufbegehrte reihte sich ein in das Heer der politischen Gefangenen.

Und dann kam Abiy Ahmed, ein neuer Premierminister. Obwohl er aus der alten Regierungspartei stammt, hat er plötzlich so viele Türen aufgestoßen, wie die Äthiopier dies nie und nimmer für möglich gehalten hätten. Auf einmal ist es erlaubt, mitzureden ohne dafür bestraft zu werden, zu kritisieren ohne Angst und die Bevölkerung soll mitmachen, mitgestalten. Wer daran nichts Neues erkennen kann, der kennt Äthiopien nicht.

Ich habe das Glück, häufig dort hinreisen zu dürfen und ich bin fasziniert von der positiven Veränderung. Es ist fast so, als habe dieser eine Mann wie ein Messias im Eiltempo alles zum Besseren gewendet. Sicher ist dabei nicht alles rosig: Es treten Fliehkräfte hervor, die unter der eisernen Hand vorher niedrig gehalten wurden – Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat und da gibt es viele gegensätzliche Interessen. Aber die Hoffnung auf eine gute Zukunft ist sehr stark in Äthiopien und sie hat schon begonnen.

Dabei gibt es einen Aspekt, der auch die Frage der Migration nach Europa betrifft und somit unsere täglichen politischen Diskussionen: Im Eiltempo ist Äthiopiens neuer Premier auf den verfeindeten Nachbarn Eritrea zugegangen und hat einen mutigen und weitreichenden Frieden geschlossen. Wenn sich die Lebensumstände in Eritrea verbessern, werden weniger Menschen von dort fliehen und der dortige Diktator wird ins wackeln geraten.

Ex Africa semper aliquid novi – aus Afrika kommt wirklich immer etwas Neues...

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