SWR3 Gedanken

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Die Tage habe ich mich bei einer Hochzeit mit Turnerinnen und Turnern unterhalten. Ich habe dann an meine Schulzeit gedacht, den Schulsport. Wenn es da zum Beispiel ans Reck ging, habe ich immer Unmengen Magnesium auf den Händen verteilt. Denn viel hilft viel, habe ich gedacht. Besserer Halt und so. Hat bei mir aber nicht wirklich was genutzt. Zwar bin ich nicht abgerutscht, aber besser turnen konnte ich trotzdem nicht. Wie auch? Ich habe das Reck immer nur im Sportunterricht gesehen. Mir hat jegliche Übung gefehlt. Da konnte das Magnesium auch nichts mehr retten.

Ich glaube, mit dem Beten ist es manchmal wie mit dem Magnesium. Manchmal denke ich da auch: viel hilft viel. Vor allem in schwierigen Situationen. Dann schicke ich ein Stoßgebet los. Ach, was sage ich ein Stoßgebet. Dutzende. Denn viel hilft ja viel.

Aber manchmal merke ich: Es reicht nicht, dass es viel ist. Auch beim Beten kommt es auf die Übung an. Und üben, klar, kommt, bevor es ernst wird. Also zum Beispiel bevor im Schulsport Noten gemacht werden. Oder bevor es im Leben drunter und drüber geht. Wenn ich davor übe, dann habe ich Ruhe dafür. Dann ist nicht alles so dringend und hektisch.

Beim Beten schicke ich dann nicht nur Stoßgebete ab. Bitte nicht nur um dieses oder jenes. Dann kann ich auch überlegen, wofür ich dankbar bin. Für meine Familie, das Dach über dem Kopf, das Essen auf dem Tisch. Eben auch all die Dinge, die für mich sonst oft selbstverständlich sind. Oder vielleicht fällt mir etwas ein, wo mir Gott in einer kniffligen Situation geholfen hat. Und für all das kann ich Gott dann auch danke sagen.

Dann bleibe ich bei der nächsten kniffligen Situation auch entspannter, wenn ich mein Stoßgebet absetze. Denn dann kann ich mich besser daran erinnern, dass Gott mein Leben begleitet. So wie ich mich besser an die Bewegungsabläufe beim Turnen erinnern kann, wenn ich das geübt habe.

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