SWR3 Gedanken

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Ich kann Motten nicht ertragen. Immer, wenn ich eine Motte in der Wohnung sehe, greife ich zu drastischen Maßnahmen. Denn ich befürchte das Schlimmste. Zum Beispiel, dass sie mein Lieblingsshirt anfressen. Oder den alten Hoodie meiner Lieblingsband aus der Studienzeit. Oder dass sie am Ende noch ein Loch in meinen Talar fressen. Wie peinlich wäre das denn? Und wie nervig, das ausbessern zu lassen? Ginge das überhaupt schnell genug bis zum nächsten Gottesdienst? Und was wenn nicht? Ich kann mich da richtig reinsteigern. Und die Motten müssen dann dran glauben.

Motten kommen auch in der Bibel vor. Jesus erzählt von ihnen. Er hat seinen Freunden einmal einen Tipp gegeben, wie sie leben sollen. Und da hat er gesagt: „Sammelt keine Schätze hier auf der Erde! Denn ihr müsst damit rechnen, dass Motten und Rost sie zerfressen oder Einbrecher sie stehlen.“

Jesus hat damit gemeint: Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben, als das, was Motten und Rost auffressen können. Also wichtigeres als meinen Lieblingshoodie oder das Auto. Beziehungen zu anderen Menschen zum Beispiel. Wie wir Menschen miteinander umgehen. Das war ihm wichtiger, als die Frage, was wir dabei anhaben. Oder wie das Auto aussieht. Und dafür, wie wir gut miteinander umgehen können, hat Jesus ja auch ein paar Tipps parat gehabt. Dass man andere so behandeln soll, wie man selbst von ihnen behandelt werden möchte zum Beispiel.

Das ist nicht immer leicht. Aber ich bin sicher, es lohnt sich. Ein freundlicher Umgang miteinander ist Gold wert. Und ohne meine Freundinnen und Freunde, wäre ich arm dran. Was das Leben wirklich reich macht, das kann man nicht kaufen oder in den Schrank hängen.

Daran erinnern mich die Motten. Das heißt nicht, dass ich die Tiere lieben muss. Aber ich will mich weniger stressen, wenn mal wieder eine Motte unterwegs sein sollte. Es gibt wichtigeres im Leben als meine Klamotten.

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