Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt Tage, da bin ich traurig und kann gar nicht so genau sagen warum eigentlich. Denn mein Leben ist im Großen und Ganzen schön. Im Moment gibt es keine großen Baustellen: Ich leide an keiner unheilbaren Krankheit. In unserem Kühlschrank ist genug Essen um mindestens drei Tage satt zu werden. Ich habe ein Dach über dem Kopf, eine Familie, die ich liebe und wir leben in einem Land, in dem es seit über 70 Jahren keinen Krieg gab. Eigentlich gibt es gar keinen echten Grund traurig zu sein. Und trotzdem. Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl: es fehlt etwas. Und ich spüre eine Sehnsucht ohne genau sagen zu können, wonach eigentlich.

Eine Bekannte hat mir nun erzählt: wenn es ihr so geht, dann betet sie. Ja, eigentlich betet sie vor allem um herauszufinden, was sie sich wünscht und wonach sie sich sehnt. Sie sagt: Wenn ich bete, dann bringe ich alles vor Gott. Auch das, was gerade nicht gut läuft. Und dann überlege ich mir, worum ich Gott bitten möchte. Ich möchte ja, dass es besser wird. Und dabei wird mir oft klar, was mir eigentlich fehlt. Oder wonach ich mich sehne. Beten hilft mir, meine Wünsche klarer zu erkennen. Und dann auch Wege zu suchen, um sie zu erfüllen.

Ich finde, das ist eine gute Idee. Beten hilft dabei selbst klarer zu sehen. Wenn ich das nächste Mal wieder so traurig bin ohne zu wissen wieso, dann will ich das einmal ausprobieren. Und sollte ich dabei nicht herausfinden, wonach ich mich sehne, dann hilft mir ein Satz, den ich in der Bibel gefunden habe. In einem alten Gebet heißt es da: „Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.“ Ps 38,10 (E) Das heißt doch, auch wenn ich es nicht schaffe herauszufinden, was genau mir fehlt oder warum ich traurig bin: Gott weiß trotzdem Bescheid. Und bei ihm bin ich aufgehoben – egal ob ich nun traurig bin oder froh.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27367
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