SWR3 Gedanken

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Ich bin bei einem Familienfest von Freunden eingeladen. Die kleine Tochter Lena schläft nach dem Mittagessen ein und wacht erst auf, als alle sich gerade verabschieden. Ganz schön wuselig. Gott sei Dank gibt es noch einen Muffin für Lena. Aber auf den kann sie sich gar nicht richtig konzentrieren.

Alle rennen gestresst rum. „Hast Du meine Jacke gesehen?“. „Wo kommen die Deko Sachen hin?“, „Habt ihr einen Besen hier?“. Erst ein Schluchzen, dann eine riesengroße Heulattacke. Die Erwachsenen lassen auf der Stelle alles stehen und liegen. Alle merken, dass es richtig blöd war, Lena allein am Tisch sitzen zu lassen.

Ich kann Lenas Aufschrei nachvollziehen. Mir ist es auch wichtig, dass ich nicht allein am Tisch sitze. Zum Beispiel, wenn ich später nach Hause komme und alle schon fertig sind mit dem Essen. Da ist es Gold wert, wenn sich jemand für mich Zeit nimmt und mir Gesellschaft beim Essen leistet. Ich schätze das sehr: Einfach mal in Ruhe mit jemandem zu essen.

Seit dem Familienfest bin ich sensibler geworden für Situationen wie diese. Ich versuche, diese gemeinsame Zeit stärker zu würdigen und eben mir Zeit für die Menschen zu nehmen, die mit mir am Tisch sitzen. Konkret heißt das für mich: Handy weg vom Tisch, unerledigte Hausarbeiten auf später verschieben und nicht ständig abschweifen. Ganz bei der Sache sein. Bei den Menschen, die mit mir am Tisch sitzen und bei mir selbst.

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