SWR2 Wort zum Tag

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„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar…“ -  Nicht zufällig ist Bonhoeffers Glaubensgedicht zu einem beliebten Kirchenlied geworden. Welch unglaubliches Vertrauen spricht daraus – und das mitten in den Schikanen des Nazi-Gefängnisses und angesichts des drohenden Gewalttodes. Der fromme Mann weiß sich wie mit einer Schutzhaut eingehüllt; nichts kann ihm letztlich gefährlich werden, so geborgen ist er und ganz im Frieden. Bonhoeffers Lied kann helfen, das heutige Fest der Kirche zu verstehen; gefeiert werden da die heiligen Schutzengel.  Ausdrücklich angerufen werden Michael, Gabriel und Raphael - drei Engelgestalten der Bibel. Alle drei tragen in ihren aramäischen Namen die Silbe „el“, d.h.  „Gott“. Erzählt wird also von Wesen, in denen Gott da ist und mit geht – wie in Bonhoeffers Lied. Michael hilft, dass das Gute siegt; Raphael beschützt den kleinen Tobias   auf seinem Lebensweg; Gabriel ist der Botschafter Gottes, der Maria die Ankunft Jesu verkündet.   Es sind also gute Lebensbegleiter; in ihnen kommt Gottes Güte nahe.  Fast auf jeder Seite erzählt die Bibel von solch guten Mächten und Menschen.

Wie muss unsereiner leben, damit er Engel sieht?  Bei Bonhoeffer und vielen anderen ist es zu lernen. Das Erste und Wichtigste nämlich ist:  mutig und tapfer die Lebenssituation anschauen, wie sie ist. Wer oder was kommt mir entgegen? Was ist heute dran? Was ist zu tun und was zu lassen? Kein Herumträumen und kein Flüchten, nein: ganz schlicht und bereit den Alltag anschauen – und das voller Zuversicht. Das ist das Zweite und Wichtigste: dieses Vertrauen, dass es gut ist und gut wird, trotz allem.  Bonhoeffer macht sich keine Illusionen, er färbt sich die Gefängnis-Situation nicht schön. Aber noch im Hässlichen und Schweren kann er gute Mächte am Werk sehen. Da ist grenzenloses Vertrauen in Gottes Gegenwart. Dann kann sogar ein Gefängniswärter zum Engel werden oder die dankbare Erinnerung an liebe Menschen. In einem Brief aus dem Gefängnis schreibt Bonhoeffer: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. “  Dieses schier unbändige Gottvertrauen gab Bonhoeffer Kraft. Es macht offen für den Mitmenschen und die Situation. Überall kann dann ein Engel begegnen. Ständig ist es möglich, von Gottes Treue und Güte überrascht zu werden, „wunderbar geborgen“. Es braucht nur wache Augen und ein Herz, das offen ist für Überraschungen.  Das   Fest der heiligen Schutzengel heute ermuntert dazu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27294
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