SWR2 Wort zum Tag

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Worte können entscheiden. Wie ich lebe, wer ich bin, und wer andere für mich sind. Wahrscheinlich suchen werdende Eltern deshalb oft so lange, bis sie den „richtigen“ Namen für ihr Kind haben, das sie erwarten. Wie man lebt, entscheidet sich auch über Sprache, in Worten, in Namen.

Das gilt auch in Bezug auf Gott. Wie kann man jemand nennen, den niemand sehen kann. Namen machen Unterschiede: Ob ich Gott „die Liebe“ nenne oder die „Macht“, ob Gott ungenannt bleibt oder ob ich „barmherzige Mutter“ sage.
Wie und was wir Gott nennen, das wirkt zurück. Wie sehr, das hat Jesus in einem seiner Gleichnisse erzählt.

Er erzählt von einem sehr begüterten Mann. Vermutlich darf man Gott dahinter sehen. Dieser Herr muss für unbestimmte Zeit außer Landes. Damit sein Besitz nicht verkommt, übergibt er seinen Besitz drei Verwaltern. Einer bekommt 5 Talente Silber, einer zwei, der dritte eins. Talente sind zur Zeit Jesu eine Maßeinheit, ein Zentner etwa. Der Herr ist großzügig mit den Talenten, die er seinen Mitarbeitenden anvertraut. Als er wiederkommt hat sein Vertrauen bei zweien nachhaltig gewirkt. Sie haben die Talente verdoppelt. Der Dritte nicht, er bringt sein Talent zurück, unberührt. „Ich hab es vergraben“, rechtfertigt er sich. „Ich weiß schließlich, dass Du über die Maßen streng bist“, sagt er. „Strenger Übervater“ nennt er den Herrn.

Unter der Hand schiebt er diesem auch die Verantwortung zu, dafür dass er selbst nichts getan hat mit seinem Talent. Er macht aus ihm ein Schreckgespenst. Dabei drücken diese Worte vor allem seine eigene Angst aus. Der Chef lässt  diese Zuschreibung nicht auf sich sitzen. Dass er so streng sei, dass man vor ihm nur Angst haben müsse. Diese Zuschreibung ist seine Projektion.

Worte können entscheiden. Wie ich lebe, wer ich selbst bin, wer ich werde. Und was ich aus anderen mache. Worte entscheiden sogar, wen ich zu meinem Gott mache oder was ich zu Gott mache.

An den beiden anderen Verwaltern in Jesu Geschichte kann ich sehen: Jesus wirbt für Gottesnamen ohne Angst. Vor diesem Herrn, er nennt ihn sogar „Abba-Papa“ muss man keine Angst haben. Man kann ihm vertrauen. Kann in seinem Namen etwas wagen.

Ich glaube, dass Jesu Gottesnamensgeschichte wahr ist. Dass man Gott nicht zum Spiegel seiner Angst machen darf. Vielleicht eher so: Glauben, dass er Sie und mich mit ordentlich Talent gesegnet hat. Talent, das ich nicht vergraben muss, sondern mit dem ich etwas wagen kann. Für ein Leben, in dem man nie fertig ist, mich sich und anderen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27269
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