SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Auf einem Konzert des Landesjugendorchesters. Tolle Musik, begabte junge Menschen, stolze Mütter. Eine davon ist Susu. Sie hat eine dunkle Hautfarbe, lebt aber schon ewig und drei Tage in Deutschland. In der Pause bei den Getränken wird von einer Frau angesprochen. Ob sie die Musik versteht, will die Dame wissen. Und wo sie herkommt. Auf alle Fragen gibt Susu freundlich und klar Auskunft.

Dann fragt die Frau, ob Susu auch ein Kind hat, das im Orchester spielt. Und weil das so ist, antwortet Susu natürlich mit Ja. Der Satz, der jetzt von der Frau kommt, verschlägt ihr allerdings die Sprache: „Ich habe aber kein schwarzes Kind an der Percussion gesehen“, stellt die andere Mutter fest.

Rassismus beginnt nicht erst dort, wo Menschen mit Transparenten auf die Straße gehen oder Ausländer verprügeln. Rassismus beginnt viel, viel früher. In den kleinen, unfeinen Vorurteilen, die sich in Köpfen von ganz normalen Menschen tummeln. Da spielen weiße Menschen Geige und schwarze Menschen trommeln auf Bongos. Weiße Menschen haben kluge Kinder und schwarze Menschen solche, die mit Mühe auf drei zählen können.

Du lieber Himmel, wie armselig. Und wie mutig, dass Susu diese Geschichte nicht für sich behalten hat, sondern auf Facebook gepostet hat. Als Beispiel dafür, dass Rassismus nicht nur eine Sache von so genannten „Wutbürgern“ aus dem Osten ist, sondern offensichtlich auch von Bildungsbürgern der ganzen Republik. Rassismus kommt nicht nur hässlich und laut und dumm daher. Er kleidet sich auch in Gespräche am Getränkebuffet in der Pause eines klassischen Konzertes.

Susus Geschichte ist für mich ein Beispiel dafür, dass wir noch viel mehr darauf achten müssen, was wir denken und was wir sagen. Und vor allen Dingen, wie wir so miteinander umgehen, dass Menschenwürde nicht auf der Strecke bleibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27241
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