SWR3 Gedanken

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Ich schäme mich brutal für den Laden, für den ich arbeite – die Katholische Kirche! Dieser Tage sind die Ergebnisse der Studie zum Missbrauch in meiner Kirche publik geworden. Und das hat eine ernsthafte Krise bei mir ausgelöst. In meinem Kopf geht es gerade ganz schön durcheinander, ein wilder Mix aus Gefühlen. 

Ich denke als erstes an alle, die missbraucht worden sind. In den letzten 60 Jahren fast 3.700 Personen. Sie haben traumatische Erfahrungen machen müssen, die sie ihr ganzes Leben lang nicht loslassen werden. Das finde ich schlimm und gleichzeitig fühle mich völlig hilflos. 

Dann habe ich eine Stinkwut auf die fast 1.500 Priester, die das getan haben und vielleicht immer noch tun. Wie kann man als Teil der Kirche so gegen die Botschaft von Jesus angehen. Jesus möchte Menschen stark machen und nicht zerbrechen. Er möchte heilen und nicht demütigen. 

Ich bin auch fassungslos, wie die Missbräuche von Verantwortlichen gedeckt und vertuscht worden sind. Ein Priester, der Kinder oder Erwachsene missbraucht hat, der gehört nicht in eine andere Gemeinde oder in eine Institution abgeschoben. Er muss für seine Taten gerade stehen, er muss zur Rechenschaft gezogen werden. Jesus redet zwar auch davon, barmherzig zu sein. Aber dies ist der falsche Ort dafür. 

Und schließlich denke ich auch noch an all die Leute, die mit der Kirche verbunden sind. An die Gläubigen, die Ehrenamtlichen und an alle Hauptamtlichen, die sich ehrlich engagieren. Viele geben jeden Tag ihr bestes für die Kirche. Auch sie leiden wahrscheinlich mit, sind wütend und schämen sich - genauso wie ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27206
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