SWR3 Gedanken

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Die Redakteurin einer Kosmetikzeitschrift hat bei mir angerufen und wollte ein Interview mit mir machen. Ich habe mich gewundert: „Was möchte denn eine Kosmetikzeitschrift von einem Seelsorger?“

Die Antwort hat logisch geklungen. Kosmetikerinnen sitzen oft sehr lange und allein mit Kundinnen oder Kunden zusammen. Und da geht nicht nur die Arbeit unter die Haut, sondern oft auch die Gespräche. In diesem Sinne sind Kosmetikerinnen auch als Seelsorgerinnen gefragt.

Die Redakteurin hat mich gefragt, was ein gutes Gespräch ausmacht. Puh, das ist ein weites Feld. Aber dann ist mir zum Glück Carl Rogers eingefallen. Er war ein amerikanischer Gesprächstherapeut und hat drei Punkte für ganz wichtig gehalten, damit ein Gespräch gelingen kann.

Als erstes sollte ich den Gesprächspartner wertschätzen, ihn akzeptieren. Ihn nicht verbessern wollen oder eine vorgefasste Meinung von ihm haben. Mein Gegenüber ist so wie es ist, und das hat seine Gründe und ist gut so.

Dann ist mitfühlen wichtig. Carl Rogers hat es „empathisch sein“ genannt. Also sich in den anderen hineinversetzen und die Welt mit seinen Augen sehen. Wer vorschnelle Tipps gibt, hat sein Gegenüber meistens nicht verstanden. Die Lösung liegt immer bei dem, der mit mir spricht. Ich sollte ihm dabei helfen, sie zu entdecken. Das kann ich zum Beispiel tun, indem ich das, was er sagt, mit eigenen Worten wiederhole, also so was wie ein Spiegel bin für ihn.

Und schließlich sollte ich echt sein. Also so, wie ich eben bin. Ohne mich hinter einer Rolle oder hinter Worthülsen zu verstecken, mit meinen Gefühlen nicht hinterm Berg halten, alles sagen, was mich bewegt.

Diese drei Dinge – wertschätzen, mitfühlen und echt sein – das sind Schlüssel zu guten und tiefgründigen Gesprächen, nicht nur für Kosmetikerinnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27205
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