SWR3 Gedanken

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Klaus Sames ist 79 und wohnt in Senden bei Ulm. Er ist so genannter „Kryoniker“. Das heißt, er möchte sich nach seinem Tod einfrieren lassen. Wenn alles wie geplant verläuft, wird er dann in den USA in einem Edelstahlbehälter liegen - in fast 200 Grad kaltem Stickstoff. Klaus Sames sagt: „Und zwar so lange, bis man mich wiederbelebt, in 100 oder 200 Jahren, wenn die Wissenschaft soweit ist.“

Der erste Mensch, der sich einfrieren ließ, war James Bedford, das war vor fast 50 Jahren. Mittlerweile gibt es fast 300 eingefrorene Leichname in den USA und Russland. Beim Einfrieren sind die ersten Sekunden nach dem Tod entscheidend. Der Körper muss so schnell wie möglich runtergekühlt werden. Dann muss das Blut durch Frostschutzmittel ersetzt werden. Und zuletzt wird der Körper in den Stickstofftank abgesenkt.

Warum er das macht, wurde Klaus Sames gefragt. Er sagt: „Ich habe noch viele Träume für ein zweites Leben. Wenn ich in eine Bibliothek gehe und sehe all diese Bücher, dann erschrecke ich, weil ich weiß, ich hab eine begrenzte Lebenszeit. Aber wenn ich wüsste, das geht unbegrenzt weiter…“ Und dann wird er nachdenklich und bekommt leuchtende Augen.

Schon immer hatten die Menschen Angst vor dem Tod, und ich habe das auch manchmal. Mir hilft dann mein Glaube. Ich hoffe darauf, dass ich irgendwann einmal erlöst bin. Erlöst davon krank zu sein oder Streit zu haben, machtlos mit ansehen zu müssen, wie ungerecht die Welt ist, wie viele Menschen hungern, und wie sich manche Manager die Taschen voll stopfen. Mit einem Wort: erlöst von allem irdischen. Die Kryonik setzt aber aufs Gegenteil. Nicht auf Erlösung, sondern auf einfrieren und auf bessere Zeiten warten. Aber das hat - zumindest in meinem Leben - noch nie funktioniert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27204
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