SWR3 Gedanken

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Zu berechnen, wie viel ein Mensch wert ist – das erscheint auf den ersten Blick fast unmoralisch. Denn den eigentlichen Wert eines Menschen kann man nicht in Euros ausdrücken. Das, was er kann, was ihn ausmacht, wie er andere zum Lachen bringt, welche Power er hat, die Liebe, die er gibt.

Und trotzdem wird immer wieder am Materialwert von uns rumgerechnet. Das Technologiemagazin „Wired“ hat genau zusammengezählt: Wie viel würde man für unsere Organe bekommen, wie viel für Haut und Knochen, für die vielen unterschiedlichen Körperflüssigkeiten und Chemikalien, die der Körper produziert. Allein die zwölf Gramm Thyrotropin – ein Hormon, das im Gehirn vorkommt – sind schon über eine halbe Million Euro wert. Und der ganze Mensch fast 40 Millionen. Das fühlt sich doch gut an!

Schade ist nur, dass viele Menschen nicht so behandelt werden, als wären sie 40 Millionen wert. Ich denke dabei besonders an diejenigen, die auf der Flucht sind oder in Kriegsgebieten leben. Aber ich erlebe es auch hier in meinem Alltag. Mit teuren Autos zum Beispiel wird oft besser umgegangen als mit Menschen. Autos werden poliert, es wird ihnen gut zugeredet, sie werden gewaschen und gesaugt, und ab und zu gibt´s einen Ausflug ins Grüne. Sie bekommen feinstes Öl und auch mal Schmuck geschenkt – Duftbäume oder Designer-Radkappen. Und die Menschen? Ich erlebe immer wieder, dass sie ignoriert werden, dass sie angeschrien, abgespeist oder übers Ohr gehauen werden, dass sie verlassen, entlassen oder einfach links liegen gelassen werden.

Ich weiß nicht, ob´s helfen würde: ein kleines Preisschild, auf dem „40 Millionen“ draufsteht – bei wirklich allen Menschen. Und vielleicht noch ein Aufkleber mit „keine Massenware“ und „individuell gefertigtes Einzelexemplar“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27203
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