SWR3 Gedanken

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Einfach mal nichts tun – das machen immer weniger Leute. Das geht aus der gerade veröffentlichten Studie „Freizeit-Monitor 2018“ hervor. Die Studie untersucht, was Deutschland mit seiner Freizeit anstellt. Auf den ersten Plätzen sind dieses Jahr gelandet: Fernsehen, Radio hören, telefonieren und das Internet nutzen. Erst viel weiter hinten rangieren „aus dem Fenster gucken“, „ausschlafen“ oder „seinen Gedanken nachhängen“.

Ganz Fleißige könnten jetzt sagen: „Recht so! Nichtstun ist sowieso nur für die Katz.“ Ich finde aber, dass Nichtstun wichtig ist. Nachdem Gott die Welt erschaffen hat – so heißt es - da hat er auch erstmal nichts getan. In der Bibel steht: „Und Gott ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte. Und er segnete den siebten Tag und heiligte ihn.“

Aus dieser jüdischen Tradition ist die Sieben-Tage-Woche entstanden. Und zu der gehört der Ruhetag ganz entscheidend mit dazu. Der ist aber nicht nur dazu da, um kurz Luft zu schnappen, weil einem die sechs vorigen Tage so windelweich geprügelt haben. Er ist nicht nur für den Körper da, sondern auch für die Seele. Da ist Zeit auf das zu schauen, was ich so treibe, mich zu freuen, stolz zu sein oder auch selbstkritisch. Es ist Zeit, mich mit anderen auszutauschen und auch mal gemeinsam ein Gläschen zu trinken.

Früher hat man das noch öfter gemacht. In den Freizeitstudien aus den 70er Jahren haben es andere Beschäftigungen auf die vorderen Plätze geschafft: Zum Beispiel „sich mit Nachbarn unterhalten“, „Mittagsschlaf machen“ oder „Freunde einladen“. Das ist heute fast komplett aus dem Ranking verschwunden.

Schon seltsam, dass das Nichtstun langsam verschwindet. Denn auf die Frage, was sie am liebsten in ihrer Freizeit machen würden, haben die Menschen dieses Jahr u.a. geantwortet: „Einfach mal Nichtstun“. OK, heute ist Sonntag, warum nicht einfach mal damit anfangen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27201
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