SWR3 Gedanken

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 – Fantasievolles Verhalten macht stark

In Großbritannien gibt es eine ganz besondere Veranstaltung: Die World Worm Charming Championships – oder auch Wurmmeisterschaften genannt. Seit 1980 finden sie statt, mittlerweile sogar jährlich. Und sie sind ein echtes Ereignis: Wer es schafft, in 30 Minuten die meisten Regenwürmer aus einem drei mal drei Meter großen Rasenstück heraus zu locken, der gewinnt.

Dahinter steckt eine Vereinigung, die sich auch für so ungewöhnliche Sportarten wie Mensch-ärgere-dich-nicht unter Wasser oder Flohspiel auf dem Eis stark macht. Verrückt? Ganz bestimmt. Alles Unsinn? Im Gegenteil. Denn auch wenn die Wurmsuche vielleicht nicht jedermanns Sache ist, steckt dahinter doch noch mehr. Und die Briten haben dafür sogar ein eigenes Wort: Whimsy.

Whimsy bezeichnet ein lustiges oder fantasievolles Verhalten. Und ich finde, davon kann es nicht genug geben. Denn viel zu oft geht im Alter und im Alltag die Fantasie verloren. Für fast alles gibt es Regeln. Regeln, die uns manchmal erschreckend genau vorschreiben, wie wir sein sollen. Und wie wir uns zu verhalten haben. Da bleibt nicht mehr viel Luft für anderes. Für Quatsch eben. Für ein wenig Verrücktheit. Für einen ausgemachten Lachanfall, der den Knoten im Bauch auflöst und befreit. Für Dinge, die so gar nicht der Norm entsprechen. Und genau deshalb so gut tun. Denn nur so können wir Kraft tanken. Zu uns zurückfinden. Und Neues entdecken.

Wie so oft können wir dabei von den Kindern lernen. Denen ist es egal, ob man sie für verrückt hält. Sie tun was ihnen gut tut und Spaß macht: kichern, sich lustig verkleiden, Würmer, Spinnen oder Ameisen um die Wette suchen, mit Glibberschleim die tollsten Streiche spielen. Und dabei strahlen sie vor Lebenslust. Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder, dann kommt ihr nicht in das Himmelreich. Das hat Jesus mal gesagt. Ich bin sicher, er würde meiner Tochter zustimmen, wenn die sagt: „Ein guter Quatsch muss auch mal sein!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27177
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