SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

-Den Dingen einen Namen geben
Fast jede Sprache hat Worte, die es in anderen Sprachen gar nicht gibt. Manche sind so eigen, dass sie nicht so einfach übersetzbar sind. Gökotta zum Beispiel. Ein schwedisches Wort, das wörtlich etwa „früher Kuckucksmorgen“ bedeutet. Und soviel meint wie: „Ganz früh aufwachen, um rauszugehen und den ersten Vögeln zuzuhören.“ 

Das kann man natürlich, klar, am besten in der Sommerzeit, wenn es hell ist und die Temperaturen mild. Und das wird in Schweden dann auch nicht selten genau so gemacht. Oft verbunden mit einem kleinen Picknick draußen in der Natur. Was für ein schönes Wort. Und was für eine schöne Idee. Die Natur und den Sommer bewusst zu genießen. Sich extra Zeit dafür zu nehmen. Und dem Ganzen dann auch noch ein eigenes Wort, einen eigenen Namen zu verpassen. Gökotta. –

Gibt man den Dingen einen eigenen Namen, bekommen sie ein ganz anderes Gewicht. Können nicht mehr so leicht vergessen werden. Haben Bestand. Und werden ein fester Teil unseres Lebens. In der Bibel wird erzählt: Als Gott die Welt erschaffen hat, da hat er die Menschen aufgefordert, allen Dingen Namen zu geben. Alles zu benennen, was Gott geschaffen hatte. Ich glaube, so sollte die ganze Schöpfung eng verbunden werden mit den Menschen. So sehr, dass kein Teil davon vergessen wird. Vom kleinsten Käfer bis zum höchsten Baum. Und eben auch alles, was dazwischen ist: Zeit, die wir bewusst verbringen. Schönheit, die wir in ganz alltäglichen Situationen entdecken. Diese Momente, die wir erleben und in denen wir angerührt sind von ihrer Intensität. Dinge, die unendlich wichtig sind – und für die es oft eben keinen eigenen Namen gibt. Noch nicht.

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