SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wenn wir jemandem begegnen, den wir kennen oder kennenlernen wollen, dann begrüßen wir ihn – mit einem Blick, einer Geste, einem Wort - je nach dem: Guten Tag oder Hallo, Händedruck oder Abklatschen, was bei Jugendlichen besonders beliebt ist.

Die verschiedenen Begrüßungsrituale sind ein Spiegel der Beziehung. Ist es eine Beziehung unter Gleichen oder gilt es eine gewisse Rangordnung einzuhalten? Wer darf zuerst grüßen? Und wie spreche ich den anderen an? Je weniger ich mit jemandem vertraut bin, desto wichtiger ist es, bei der Begrüßung alles richtig zu machen. Denn bei der Begrüßung wird die Basis für die kommende Beziehung gelegt. Möchte ich dem anderen etwa signalisieren, dass ich ihm freundlich gesonnen bin, oder kommt es mir vor allem darauf an, dass er meine Stellung respektiert –die Begrüßung wird jeweils anders ausfallen.

Jede Kultur hat ihre eigene Art zu begrüßen. In Indien faltet man die Hände vor der Brust und verbeugt sich vor dem andern und sagt „Namaste“. Dieses Wort kommt aus dem Sanskrit, der heiligen Ursprache der Inder.  "nam" steht für "sich verneigen" und  ist ein Zeichen höchsten Respekts. Der Gruß Namaste bedeutet also: "Ich verbeuge mich vor dir." Dabei geht es nicht um den Respekt vor der sozialen Stellung sondern vor dem Göttlichen, das nach der religiösen Auffassung des Hinduismus in jedem Menschen wohnt. Wenn diese Grußgeste mit einer gewissen Achtsamkeit ausgeführt wird – wie z.B. beim Yoga - dann erspürt man etwas von ihrer tiefen spirituellen Bedeutung. „Mein Inneres, meine Seele grüßt deine Seele.“ Auf dieser Basis kann gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft wachsen. Wenn man bei uns „Grüß Gott“ sagt, klingt etwas ähnliches an. Wir erinnern einander an Gott und beziehen ihn mit ein. Das ist keine schlechte Voraussetzung für eine Begegnung.

Und wie ist es, wenn Gott selbst die Menschen grüßt? In der Bibel sind es die Engel, die Gottes Botschaft mit dem Gruß beginnen: „Fürchte dich nicht!“ Menschen müssen vor Gott nicht im Staub kriechen. Auch wenn  er unendlich viel größer ist als wir. Gott kommt zu uns, weil er uns aufrichten will. Weil er uns er Inneres berühren will. Weil er uns wohl will. „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.“ Dieser Gruß zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27148
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