SWR2 Wort zum Tag

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Ein Schwarzwaldhof hat mir dabei geholfen zu begreifen, wie das mit dem „Ende aller Tage“ gemeint sein könnte. Doch dazu später.

Christen glauben ja daran, dass Jesus irgendwann wieder auf die Welt kommen wird, am so genannten „Ende aller Tage“. Die christliche Vorstellung ist nicht, dass die Welt dann mit viel Getöse untergeht, sondern dass sie vollendet wird. Das ist ein schwieriges Gedankenspiel, weil ich nicht genau weiß, was „vollenden“ in diesem Zusammenhang heißen könnte. Außerdem scheint alles in ferner Zukunft zu sein und ein bisschen unrealistisch klingt es auch noch.

Ein Blick in die Bibel hilft mir weiter. Ich finde interessant, wie der Apostel Paulus das beschreibt. Er sagt, es wird eine Apokalypse sein – aber im wörtlich übersetzten Sinn: Apokalypse heißt Enthüllung, es wird also etwas enthüllt werden. Paulus schreibt: Jetzt ist alles unvollendet. Wir sehen nur Umrisse, alles wie durch einen Spiegel. Dann aber werden wir plötzlich Zusammenhänge erkennen und die Welt verstehen, wie sie wirklich ist. Wir werden Gott von Angesicht zu Angesicht sehen.

Das bleibt trotzdem schwierig zu verstehen. Aber jetzt kommt der Schwarzwaldhof ins Spiel. Die Familie Schuler aus Simonswald wohnt in einem tief eingeschnittenen Tal. Frau Schuler sagt: „Wir haben im Winter bis zu fünf Monate keine Sonne – das geht auf die Psyche.“ Die Schulers haben sich deshalb ein „Sonnenlicht-Lenksystem“ angeschafft. Das ist ein ziemlich großer Spiegel, der oben am Hang, wo die Sonne länger scheint, auf einen Ständer montiert wird und die Sonne von dort auf den Hof lenkt. Der Spiegel kann sich drehen und dem Sonnenlauf folgen. Und man kann sogar einprogrammieren, wohin der Spiegel leuchten soll: auf das Wohnzimmerfenster oder den Liegestuhl im Wintergarten.

Das Dumme am Spiegel ist, dass es halt nicht die Originalsonnenstrahlen sind. Die sind viel heller und wärmer. Wem an einem kühlen Morgen die Sonne auf den Rücken strahlt, der weiß wovon ich rede. Da kann man die Energie und Wärme direkt spüren.

So könnte es Paulus gemeint haben, wenn er davon spricht, dass wir am „Ende aller Tage“ nicht mehr alles wie durch einen Spiegel sehen – sondern im Original: Die Welt wird vollendet. Nicht nur durch einen Spiegel angefunzelt, sondern volle Kanne ins warme Sonnenlicht getaucht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27141
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