Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Es gibt eine Geschichte von einer russischen Puppe, eine dieser Art, die Matrjoschka genannt werden. Das sind mehrere Holzpuppen in einander verschachtelt -  oft schön verziert. Sie haben die  gleiche Form, aber je eine andere Größe. Die allerkleinste ist ganz innen. In dieser Geschichte geht es darum, dass die kleinste innerste Puppe verloren geht und eine wahre Odyssee erlebt, in einem Bach landet, von Vögeln weggetragen wird, von einem Eichhörnchen für eine Nuss gehalten und vom Wind weitergeblasen wird. Das Mädchen, dem diese Puppe gehört, weiß: Der innerste Kern, die kleine Puppe fehlt. Sie tröstet die Puppe und sagt: irgendwann wirst Du wieder vollständig sein, irgendwann hast du deinen innersten Kern wieder.

Und tatsächlich: Eines Morgens die kleinste Puppe wieder. Vom Eichhörnchen dort fallengelassen, unter einem Blätterhaufen. Die Puppe ist wieder vollständig, das Mädchen freut sich riesig und strahlt über das ganze Gesicht. Ich verstehe diese Geschichte so: Hoffnung ist nicht umsonst. Selbst dann nicht, wenn man etwas Unersetzliches verloren glaubt.

Bei Gott geht es auch immer wieder um das Verlorene, erzählt die Bibel. Gott sucht das Verlorene. Da wird erzählt, dass er wie ein guter Hirte sein verlorenes Schaf sucht und nicht  aufgibt, bis er es findet. So ist Gott: Das Verlorene bleibt nie verloren bei ihm. Er gibt nicht auf, bis es wieder da ist. Gott sieht auch das, was in uns unscheinbar und verletzlich ist und scheinbar auch verloren gehen kann. Gott sucht danach,  und fügt es zusammen, so dass wieder alles zusammenkommt– so wie bei dieser Puppe.

Ich vertraue darauf - und das heißt dann auch: Meinen innersten Kern, das was mich ausmacht hinter allem Äußeren, das geht nicht verloren. Nicht bei Gott. So will ich auch hoffen- wie das Mädchen, dessen Hoffnung am Ende belohnt wird. Dann kann etwas heil und ganz werden in mir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27124
weiterlesen...