SWR3 Gedanken

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Demenz ist eine Krankheit voller Angst. Für die, die selbst darunter leiden und für die, deren Eltern und Großeltern, Tanten und Brüder dement geworden sind. Die vertrauten Menschen scheinen zu verschwinden. Manchmal wissen demente Menschen, nicht mehr, wer sie besucht, wer sich um sie kümmert. Sie vergessen die Namen und Gesichter der anderen. Obwohl sie sich eigentlich schon jahrzehntelang kennen. Manchmal wissen sie nicht, wo sie sind und manchmal nicht mal mehr wer sie sind. Als Angehörige muss ich mich dann plötzlich meiner Großmutter vorstellen. Die gemeinsame Geschichte erzählen. Erklären, wer wer ist und wie das Leben so funktioniert.

Das ist manchmal richtig schwer und tut auch weh. Die Menschen, die man geliebt hat, die sind plötzlich ganz anders. Sie erkennen einen nicht mehr, verhalten sich anders und reden anders.Den Menschen, die an Demenz erkrankt sind macht das oft Angst. Und auch denen, die sie besuchen und die mit ihnen leben. Mich tröstet da etwas, das Gott uns Menschen zugesagt hat: „Fürchte dich nicht, denn ich habe Dich erlöst. Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein.“

Ich verstehe das so: Die Menschen, die ihre Namen vergessen, müssen keine Angst haben. Und auch ich muss mich nicht fürchten. Denn Gott vergisst meinen Namen nie. Es tut weh, wenn jemand den ich liebe meinen Namen nicht mehr weiß.  Und es schmerzt zu sehen, wie er vielleicht auch seinen eigenen Namen vergisst. Aber Gottes Zuspruch bleibt bestehen.  Für mich heißt das, ich gehöre zu ihm. Egal, wieviel ich noch von meiner Geschichte weiß oder, ob ich vielleicht gar nichts mehr weiß. Und auch Menschen, die ich liebe und die sich und andere vergessen gehören zu ihm. Er vergisst ihre Namen nie und deshalb wird sich immer einer an sie erinnern. „Fürchte dich nicht, denn ich habe Dich erlöst. Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du bist mein“. Mir hilft das mit weniger Angst mit Demenz umzugehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27100
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