SWR3 Gedanken

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Irgendwo in Südamerika soll es ein Ritual geben, das ich faszinierend finde: Ein Indiostamm macht jeden Morgen vor Sonnenaufgang bestimmte Verbeugungen und Gebete damit die Sonne aufgeht. Die Indios sind überzeugt, dass, wenn sie dieses Ritual nicht machen würden, die Sonne auch nicht aufgehen würde. Darum wird das Ritual auch immer gemacht, egal was ist. Und so wissen sie aber auch nicht, ob die Sonne ohne sie und ihr Ritual tatsächlich aufgehen würde. Denn sie haben sich ja noch nie getraut es ausfallen zu lassen...

 

Das gefällt mir. Die Verantwortung, die da drin steckt: Die Indios sorgen aus ihrer Sicht mit dafür, dass es hell und warm wird. Dass die Früchte reifen können, der ganze Naturkreis am Leben bleibt. Mir gefällt auch die Verlässlichkeit. Jeden Morgen vor Anbruch des Tages sind sie da und tun ihren Job. Auch die Regelmäßigkeit mag ich. So wie Tag und Nacht wechseln, Sommer und Winter, Ebbe und Flut, so tragen sie ihren Teil bei zum verlässlichen Ablauf der Welt.

Aber sonst geht’s dir noch gut, werden jetzt vielleicht manche fragen. Das ist doch abergläubischer Schnickschnack, magische Selbstüberschätzung, naive Zwanghaftigkeit.

Kann man alles sagen! Und wie schräg einem dieses Ritual auch vorkommen mag. Aber mich beeindruckt es und ich nehme in meinen Alltag mit wie verantwortungsbewusst die Indios sind, wie verlässlich und wie eingebunden in die Natur. Und ein kleines bisschen hoffe ich auch, dass sie eines Tages nicht doch mal verschlafen…

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