SWR2 Wort zum Tag

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Vor zweihundert Jahren, im Mai 1818 ist er zur Welt gekommen: Karl Marx, der – nun ja: Philosoph, der die Welt verändert hat  wie wenige vor und nach ihm. In Trier ist er geboren worden und zur Schule gegangen; da muss dieses Gedenk- und Jubiläumsjahr natürlich gefeiert werden. Spannende Frage: Soll die Kirche da mitmachen?

In Trier haben sie das Karl Marx-Haus ; und gute Erfahrungen gemacht mit großen gemeinsamen Ausstellungen  in den drei wichtigen Museen – zuletzt zu Kaiser Nero  und vorher zu Konstantin dem Großen.

Karl Marx dagegen…  Schon auch Geschichte; schließlich sind die Staaten zusammengekracht, die sich auf seine Ideen zu Kommunismus und Revolution und Herrschaft der Massen berufen hatten.

Ausstellungen gibt es also zu Karl Marx und seinem Leben und seiner Lehre –  beleuchtet aus allen möglichen Perspektiven. Aber ob das kirchliche Museum da mitmachen sollte? Und die Kirche überhaupt – wie zuletzt bei Nero und Konstantin? Wo Karl Marx doch behauptet hat, Religion sei Opium für das Volk; Religion und Christentum seien also schlecht,  weil sie die Menschen angeblich auf ein Jenseits vertrösten und sie damit beruhigen und vom revolutionären Kampf abhalten?

Katholische Kirche in Trier und das kirchliche Museum am Trierer Dom lenken im Karl Marx-Jahr den Blick auf ein Thema,  das Marx seinerseits in den Blick gerückt hat: die Arbeit. Arbeit, die den Menschen von sich selbst entfremdet, war das bei ihm oft. „LebensWert Arbeit“ heißt das Projekt dagegen auf katholisch. Weil Arbeit aus Sicht der katholischen Soziallehre  zur Würde des Menschen gehört; als Mitarbeit an Gottes Schöpfungsarbeit. Und weil es deswegen gilt, das Menschenrecht auf Arbeit  endlich für alle durchzusetzen – und das Recht auf gerechten Lohn. Und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch.

Solche Themen bearbeiten auch Künstlerinnen und Künstler im Dommuseum;  die schaffen dort live an ihren Projekten als Teil der Ausstellung.  Viel zu sehen und zu diskutieren.  Aber keine Spur von Opium des Volkes.

Schließlich stehen wir alle auf den Schultern von Karl Marx –  hat der wichtigste Vertreter der katholischen Soziallehre öfter mal gesagt. Oswald von Nell-Breuning. Der kam übrigens auch aus Trier. und war auf der gleichen Schule wie Karl Marx vor ihm. Er hat für einen Pius-Papst die Kritik der Kirche aufgeschrieben  an der kapitalistischen Klassengesellschaft,  hat die Gleichwertigkeit von Lohnarbeit und Kapital gefordert  und die Sozialbindung des Eigentums…

LebensWert Arbeit gegen Entfremdung durch Arbeit.  Da bleibt noch eine Menge zu tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27073
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