SWR2 Wort zum Tag

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Ich habe es für Satire gehalten, natürlich. Ist aber echt: Fünf oder sechs von den angeblich reichsten Menschen der Welt -  Superreiche jedenfalls laden sich einen Referenten ein zu einem Treffen – angeblich soll er was über die Zukunft sagen. In Wirklichkeit wollen sie wissen, wie sie ihre eigene Zukunft  und ihren eigenen Reichtum sichern können. Denn sie haben Angst. Alles könnte so schlimm kommen, wie sie es aus den schwärzesten ScienceFiction-Filmen kennen und noch bisschen schlimmer.

Deswegen auch ihre gezielten Fragen: ob vielleicht Neuseeland besonders wenig leiden könnte unter der Klimakatastrophe; oder besser nach Alaska umsiedeln? Wieviele hundert Meter unter der Oberfläche der Atombunker sein muss. Ob man den Inhalt seines Hirns sicherheitshalber auf externe Festplatten tut, damit all die wertvollen Ideen und Gedanken überleben, wenn man selbst schon dahin geht.

Und schließlich: Wie schütze ich mich vor den eigenen Sicherheitsleuten und den anderen Angestellten, wenn ich nach der Katastrophe  mit denen in der Bunkersiedlung eingeschlossen bin. Und was, wenn sie mir meine Vorräte wegfuttern…

Wie gesagt: das klingt nach bitterböser Satire. Lässt aber immerhin erkennen, dass die Herren eine Ahnung haben; die könnte sie in die richtige Richtung blicken lassen. Und vor allem könnte unsdsollte sie vielleicht Anlass sein, dass sie endlich anfangen, aufzuhören mit dem, was sie tun. Mit den Angestellten und Sicherheitsleuten  könnte man ja mal zu reden anfangen.

Und – es ist diesen Sommer schon ein bisschen lächerlich, es noch mal sagen zu müssen: statt sich persönlich in Sicherheit zu bringen vor den absehbaren Folgen des Klimawandels, könnten sie doch vielleicht ihr vieles Geld und ihren erheblichen Einfluss einfach mal einbringen in die Beratungen  und die richtigen Entscheidungen herbeiführen und dann auch umsetzen, statt zum Shoppen kurz nach London zu fliegen oder zum Dinner nach Paris…

Schon klar: das würde Veränderungen brauchen,  auch im persönlichen Lebensstil bei denen da oben wie bei uns Normalos. Aber wenn die endlich anfangen würden, gerne auch nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ mit einem breiten Werbe-Effekt, dann hätten auch die Armen und die weniger Armen der Welt eine Chance – und auf Hochsicherheits-Trakte für die Essensvorräte  und auf Roboter, die die bewachen, würden wir alle gern verzichten.

Sie sollten die Sicherheitsleute einfach besser behandeln,  hat der Referent ihnen geraten; und sie und alle Menschen in ihrer Umgebung und überhaupt ihren ganzen Geschäftsbetrieb wie die eigene Familie behandeln. Den Wohlstand gerechter verteilen, eben in der ganzen Menschheitsfamilie – schon möglich, dass da ein paar mehr mitmachen müssten. Aber wenn die paar Milliardäre schon mal anfingen…

Die Story: Süddeutsche Zeitung, 10. Juli 2018, Zukunft der Technologie: „Nur die Reichsten überleben“ von Douglas Rushkoff

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27072
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