SWR3 Gedanken

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„Wie ist das für einen Gast, wenn er sich in das Bett reinlegt, in dem schon so viele Menschen gestorben sind?“ Das hat neulich einer meiner Schüler gefragt, als wir zusammen im Hospiz waren. Wir haben das Hospiz in der Nachbarstadt angeschaut. Davor haben wir im Unterricht über Sterben und Tod geredet.

Ins Hospiz kommen Menschen, die sterben werden. Sie sind dort keine Patienten, sondern Gäste. Sie wohnen in einem schönen, eigenen Gästezimmer und werden von verschiedenen Menschen umsorgt. Da gibt es Pflegekräfte und Seelsorgerinnen, Ärzte und Kunsttherapeutinnen, ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die mit ihnen spielen, für sie kochen oder einfach nur da sind.

„Wie ist das für einen Gast, wenn er sich in das Bett reinlegt, in dem schon so viele Menschen gestorben sind?“. Diese Frage hat meinen Schüler beschäftigt. Es ist klar, dass schon Menschen vorher in diesen Betten lagen. Vorher darin gestorben sind. Es muss doch komisch sein, wenn der Tod so nah ist. Bis ins Bett hinein.

Im Gespräch mit den Menschen im Hospiz haben wird erfahren: Bei den Gästen stehen oft andere Fragen im Mittelpunkt. Zum Beispiel, wie es weitergeht mit den Angehörigen, wenn sie mal nicht mehr da sind. Oder, was denn dann nun kommt, nach dem Tod. Im Hospiz ist Platz für solche Fragen. Da sind Fachkräfte, die sich um die Gäste kümmern. Seelsorgerinnen und Seelsorger, die Antworten haben auf viele Fragen und die Fragen aushalten, auf die es keine Antworten gibt.

Und wir haben erfahren: Für viele ist es tröstlich zum Sterben an einen Ort zu kommen, an dem schon vorher andere diesen Weg gegangen sind. Und dazu gehört eben auch das Bett.

Ich finde es ist wichtig, dass es Orte gibt, an denen Menschen würdevoll und gut umsorgt sterben können. Einen Ort, an dem über den Tod und das Sterben gesprochen wird. Und, dass Tod und Sterben auch schon im Leben ein Thema sind. Wie bei meinen Schülerinnen und Schülern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27023
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