SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Einfach eingeschlafen – und das mitten im Gottesdienst. Nein nicht ich. Und es war auch kein langweiliger Gottesdienst. Das war ein kleines Kind, vielleicht ein Jahr alt. Wie es Kinder in dem Alter halt so haben, war es immer abwechselnd bei irgendwem auf dem Arm. Bei der Mama, bei der Oma und beim Opa. Dann wollte es zu einem Mann aus der Gemeinde. Da hat es erst ein bisschen unsicher geguckt, hat dann aber gesehen, dass alle da sind und ist auf dem Arm des Mannes einfach eingeschlafen. Mama da, Oma da, Opa da, dann ist ja alles gut.

 

Das zu wissen und zu sehen hat dem Kind gereicht. Es hat sich sicher gefühlt und ist eingeschlafen. Mich hat das beeindruckt.

 „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“[1] Diesen Psalm haben wir in dem Gottesdienst gebetet. Und ich habe gedacht. Genau, dem Kind mangelt es gerade an nichts. Alles ist gut. So kann man ruhig schlafen.

Und mir? Mangelt es mir an etwas? Wenn ich ehrlich bin eigentlich nicht. Ich habe ein Dach über dem Kopf, genug zu Essen und kann in Sicherheit zusammen mit meiner Familie leben. Ich glaube das geht vielen Menschen so. Und trotzdem habe ich bei vielen nicht das Gefühl, dass sie einfach nur glücklich sind. Ich ja auch nicht. Es geht uns nämlich oft mehr um das, was uns fehlt. Als um das, was wir haben. Überall werden Mittel angepriesen gegen den Mangel: Mangel an Schlaf, Mangel an Freizeit und überhaupt Mangel an Zeit.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Gras, Wasser, Sicherheit und ein Schaf ist zufrieden. Vielleicht sind die Grundbedürfnisse eines Schafes einfacher zu erfüllen, als die von Menschen. Aber der Mensch, der dieses Gebet geschrieben hat, der hat gemeint. Gott sorgt so für mich, dass ich zufrieden sein kann.

Ich habe von diesem Gebet gelernt, mehr auf das achten, was ich habe. Als auf das, was mir fehlt. Das Schaf denkt ja auch nicht, dass das Gras auf der anderen Weide besser und das Wasser dort irgendwie frischer war.

Ich glaube, wenn ich mich mehr an dem freue, was ich habe, bin ich zufriedener. Ich habe, was ich brauche. Mir mangelt es an nichts. Auch, wenn mir natürlich manchmal etwas fehlt. Ich will mir das Kind aus dem Gottesdienst als Vorbild nehmen. 



[1] Psalm 23,1.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27007
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