SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Mein Vater ist gerade umgezogen. Und wir hatten uns vorgenommen, dass wir die neue Küche selber aufbauen. Das haben wir auch tatsächlich geschafft! Ziemlich erledigt haben wir uns dann abends unser Werk angeschaut. Und wir haben uns gefreut, dass wir das geschafft haben. Wenn man was selber macht, dann hat das irgendwie mehr Bedeutung. Dann ist einem das wichtiger.

 

Ich musste an dem Abend an die Schöpfungsgeschichte in der Bibel denken. Da wird erzählt, dass sich Gott jeden Abend hingestellt hat und angeschaut, was er an dem Tag alles geschafft hat. Und jeden Abend hat er gemerkt, dass es gut war, was er gemacht hat. Sogar sehr gut.[1]

So haben sich die Menschen die Schöpfung zumindest vorgestellt, als die biblische Erzählung entstanden ist. Wenn man was geschafft hat, dann kann man sich das am Ende des Tages anschauen und darf dann damit auch zufrieden sein. Und auch für Gott gilt: Wenn man was selber macht, dann hat das irgendwie mehr Bedeutung. Dann ist einem das wichtiger.

Das heißt für mich: Alles auf unserer Welt ist Gott wichtig. Alle Tiere, Pflanzen, Berge, Meere und Menschen sind für Gott wichtig. Ich bin für Gott wichtig. Und wenn einem was besonders wichtig ist, weil man es selber gemacht hat, dann passt man auch besonders gut drauf auf.

Heute kann man fast alles fertig kaufen. Man kann sich alles bis zur Haustür liefern lassen. Mit Aufbauservice oder gleich schon am Stück. Ich finde, das ist dann anders. Was ich nicht selbst gemacht habe, kann ich leichter umtauschen. Wenn es mir nicht mehr gefällt, dann kaufe ich etwas anderes. Meine Arbeit verbindet mich nicht mit dem, was ich fertig gekauft habe.

Natürlich kann man einen Garten auch anlegen lassen. Aber dann muss ich ihn pflegen, gießen und zuletzt kann ich ernten. Ich finde, das macht den Garten erst wichtig für mich.

Und auch Beziehungen kommen nicht am Stück. Mit Gewährleistung und Rückgaberecht. Ich muss was dafür tun. Was ist mir also wichtig? Wo investiere ich und mache es selber?

Ich glaube deshalb war es mir so wichtig, die neue Küche selber aufzubauen. Nicht wegen einer neuen Kochgelegenheit, sondern, weil mir mein Vater wichtig ist. Das gehört eben zusammen, nicht nur am Anfang des Lebens. 



[1] 1. Mose 1,31.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27006
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